Montag, 5. Mai 2025
Urlaub - Tag 4 (Endlich Fischbrötchen! Hoffentlich...)

Tag 4 und weiterhin kein Fischbrötchen. Das wird sich aber heute ändern, denn die Quelle ist nah. Sie liegt zwei Stockwerke tiefer, dann ums Haus rum. Da haben die Vermieter ihre Fischräucherei inklusive Fischverkauf. Momentan ist Hornhecht-Saison. Ich habe keine Ahnung, was ein Hornhecht ist (ich nehme an, ein Fisch der Sorte "Hecht") oder wie er aussieht (da würde ich auf mindestens ein Horn oder ein hornähnliches Gebilde tippen). Ich bin kein Fachmann, meine aber mich zu erinnern, dass Hecht ein Grätenproblem hat. Also nicht er selbst als vor sich hinschwimmender Fisch, aber für den Verzehrenden. Die Gräten sind klein und zahlreich und schwer zu entfernen. Das wäre ein Ausschlusskriterium. Ich mag keine Gräten, die sollen mir wegbleiben. Außerdem denke ich bei Fischbrötchen an die schlangenartigen Gebilde, die in Essigsud eingelegt sind. Die Bismarck-Variante, wie ich mir ergoogelt habe (noch sagt man ja googeln. Wird das dann bald zu gechatgpted? Das klingt ja komplett unhandlich. Aber man wird sehen. Ich könnte nun natürlich ChatGPT fragen, was es da für Möglichkeiten der Benennung gibt, aber ich muss gestehen, dass ich immer noch Schwierigkeiten mit dieser Meta-Ebene habe. Das erinnert mich an das Tier bei Per Anhalter durch die Galaxis, das sich selbst zum Verzehr anpreist) - Matjes-Fischbrötchen basieren auf Salz. Da durch den Essig die Gräten so weich werden, dass sie nicht weiter stören, kann der Herr Vermieter auch gerne den hornigen Hecht zum Fischbrötchen verarbeiten. Allerdings wäre das dann kein Bismarck-Fischbrötchen, denn da ist Google sich sicher: Matjes und Bismarck beziehen sich auf Heringe; ein Hecht hat da nichts zu suchen - ob hornig oder nicht.

Ob die Vermieter die Bismarck-Heringe, die sie auch verkaufen, selbst fangen und einlegen? Laut Google (da ist es wieder) leben sie hier in der Gegend, der Vermieter ist Fischer, da böte sich das ja an. Und wenn schon selbst gefangen, dann ja wohl auch selbst eingelegt. Ich würde allerdings auch nicht merken, wenn die Fische vom anderen Ende der Welt und in einer Fabrik in Shanghai eingelegt worden wären. Im Gegensatz zu den Einwohnern erkennt man die Fische wahrscheinlich nicht an der Deutschlandmütze und dem schmissigen Dialekt (kleiner Scherz: bisher hier keine Hardcore-Nazis gesehen und der Dialekt ist angenehm nordisch) und auch der Ort des Einlegens lässt sich aus einem Fisch zwischen zwei Brötchenhälfte nur schwer ableiten. Ist letztlich auch egal; ich lebe weiterhin in der Illusion, bei der der Fischer, die Heringe von Hand aus dem wildtosenden Wasser der Ostsee zieht, mit einem sanften Biss in den Nacken tötet, um den Fisch dann sofort in einen Essigsud unter Deck zu werfen, den seine Frau, sowie die Erstgeborene am Abend zuvor angesetzt haben. Den Essig stellen sie selbst aus dem Wein her, der vom dem Saft stammt, den die sieben anderen Töchter (allesamt noch Jungfrauen) im Jahr zuvor aus den reifen Trauben der mecklenburgischen Hochebene gestampft haben. Im Hafen angekommen, wird der Fang sofort auf den bereitstehenden Karren geschafft, vor den ein weißes Ross wie das von Tamme Hankens Frau mit wehender Mähne gespannt ist und kann es gar nicht abwarten, das wertvolle Gut zur Fischräucherei zu bringen. Was es auch tut, nachdem die säuerlich-schmackhafte Leckerei komplett verladen ist. In der Räucherei angekommen, wird alles in den Lagerraum hinter dem Laden gebracht, bereit für den Verkauf an die sehnsüchtige Kundschaft. Nur ein Bismarck-Hering, der schönste des Fangs, wird beseite gelegt. Das wollte der Fischer so, denn dieser Hering gebührt einem besonderen Menschen: dem sympathischen Mann, der sich bei ihnen für die nächsten Tagen eingemietet hat. Ihm, nur ihm soll die Ehre dieses besonderen Bismarck-Herings zuteil werden.

Darauf freue ich mich schon.

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