Dienstag, 27. Mai 2025
Beleidgt

Dass der Zug früher kommt (aber leider später ankommt) macht mich fertig. Es ist nicht nur die frühere Aufsteherei, wobei die schon schlimm genug ist. Ich kriege gerade noch den Anfang vom Frühstücksfernsehen mit, dann muss ich schon los. Auf den Straßen ist noch nicht viel los, der Weg zum Bahnhof also kein Problem. Und ich habe trotz der frühen Fahrzeit einen kleinen Puffer eingebaut. Es ist allerdings so früh, dass der Zug zu früh da ist. Also nicht pünktlich, sondern satte zwei Minuten zu früh. Das erzeugt gleich mal Stress, was man ja am frühen Morgen gar nicht gebrauchen kann (und später auch nur in homöopathischen Dosen). Er steht dann da und wartet auf seine Abfahrtszeit, aber trotzdem geht der Puls hoch, wenn man noch auf dem Parkplatz steht und der Zug einfährt. Es kam mir auch so vor, dass er klagend auf dem Gleis stand, weil er wegen mir die Tür nochmal aufmachen musste. "Da kommen gleich noch mehr, lass die Tür ruhig auf", sagte ich noch zu meiner Entschuldigung, aber das Schnaufen beim Öffnen klang trotzig. Er nahm meine Entschuldigung wohl nicht oder wenn nur widerwillig an.

Wir werden wahrscheinlich auch pünktlich am Zielbahnhof ankommen. Dann würde ich auch die S-Bahn kriegen, aber dafür müsste ich mich ein bisschen beeilen. Da bin ich mir nicht sicher, ob das rechte Knie mitspielt. Auch das ist beleidigt und nimmt mir den kleinen Minilauf gestern krumm. Dieses Beleidigtsein überall nervt schon ein bisschen. Ich werde es trotzdem probieren, ansonsten stehe ich zwanzig Minuten planlos in der Gegend rum und langweile mich. Das ist kein spannender Bahnhof. Es gibt ein Yormas, einen Dunkin Donuts und noch zwei oder drei Kaffee/Backwaren-Buden. Der Ein-Euro-Shop hat noch zu, der Zeitschriftenladen ist zu klein und interessant zu sein. Also bleibt nur blöd am Gleis rumstehen und Leute schauen. Das sind aber irgendwie auch immer dieselben. Logisch. Denken die wahrscheinlich auch von mir. Naja, vielleicht schaffe ich es ja - dem Knie zum Trotz. Es kann sich dann ja auf der S-Bahnfahrt erholen, bis es zum nächsten Einsatz - dem Weg ins Büro - muss. Da ist es dann sicher wieder beleidigt.

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