Donnerstag, 25. September 2025
Katzenjammer Teil II
Früh am Morgen war noch alles gut. Die Katzen meckerten natürlich. Irgendjemand hatte seinen Job nicht gemacht: es war kein Futter da! Großes Drama. Das war kurz nach 6 Uhr, der Tierarzttermin war 8.15 Uhr. Zwei Stunden durchhalten sollten machbar sein. Also für mich, denn das Gejammer war sowohl anklagend, wie auch herzzerreißend. Der Hungertod war nahe. Immerhin wuselte dadurch die große Katze die ganze Zeit um mich herum, in der Hoffnung, dass dieser doofe "Mensch" vielleicht endlich kapieren möge, dass da etwas fehlt. Futter nämlich.
Die Box, die im Wohnzimmer stand, war schon am Abend zuvor ausgiebig gewürdigt worden und wurde fortan ignoriert. Das war schon mal gut. Ich fing schon mal an zu arbeiten; mittlerweile war es halb Sieben. Unten hörte man weiterhin Wehklagen und Gemecker. Kurz vor Acht bin ich wieder ins Wohnzimmer und machte einen auf normal. Alles gut, alles wie immer, hach, wie das draußen regnet, was? Bleibt lieber drinnen... Taten sie auch; zumindest die kleine Katze. Die ergab sich ihren Schicksal und wanderte nach oben, um dort in einer ruhigen Ecke den nahenden Tod durch Verhungern zu erwarten. Die große Katze war aber der Meinung, sie müsse mal an die frische Luft. Gar nicht gut! In zehn Minuten sollten wir los Richtung Tierarzt und vorher musste die Katze in die Box!
Mit Bitten erreicht man bei der Katze gar nichts. Mit Betteln auch nicht. Schon mehrfach versucht, immer gescheitert. Was ab und an zieht: Leckerlis. So auch gestern. Ich stand an der Tür, legte ein paar Knabbereien vor mich, die große Katze kam und ich packte sie.
Der Grund, warum sie zum Tierarzt musste, war das viel zu viel an Fell. Da die große Katze sich ausführlichem Bürsten - vor allem im hinteren Bereich - verweigert, entstehen da zuerst Knoten, dann Knubbel und schließlich dreadlockartige Fellplatten, bei denen man noch nicht mal mit der Schere richtig durchkommt; zumal sie einen da auch gar nicht ranlässt. Deshalb: Tierarzt. Inklusive Narkose. Alles nicht schön, viel Aufwand und natürlich auch anstrengend für Mensch und Tier, aber es geht nicht anders.
Das Fell im Nacken ist schön und gar nicht struppig. Da darf ich auch bürsten, das genießt sie meist sogar. Sie mag es allerdings nicht, wenn man sie dort packt. Was ich versucht habe. Aber nur rudimentär schaffte, sprich: sie hatte noch viel zu viel Bewegungsfreiheit und das gepaart mit Kraft ist eine ungute Verbindung. Das ist so ein bisschen, wie wenn ein narzisstischer Psychopath plötzlich Präsident eines großen Landes würde. Dieses Level in etwa.
Zu der zu wenig eingeschränkten Bewegungsfreiheit und Kraft gesellen sich noch scharfe Krallen und ein sehr spitzer Zahn (der linke: der andere fehlt schon länger. Keine Ahnung, wo der abgeblieben ist). Dies alles in Kombi macht so eine Aktion zu einer blutigen Angelegenheit. Aber immerhin: die Katze war in der Box, mein Puls in anderen Hemisphären, Adrenalin gabs auch genug und wir waren nur ein paar Minuten zu spät beim Tierarzt. Da machte diese Bestie plötzlich einen auf braves Miezchen. Naja.
Ich war dann noch bei meinem Arzt zur Versorgung von Kratzern und dem leichten Biss. Es gab eine Runde Tetanus aufs Haus und ein Rezept für Antibiotika.
---
Um halb Eins konnte ich die große Katze wieder abholen. Scheren klappte gut, sagte man mir. Obwohl sie sich auch dort wohl noch ausgiebig gewehrt hat, aber man es wohl geschafft, sie zu sedieren. Außerdem wackelte der letzte spitze Zahn, weshalb man den gezogen habe. Wenn ich, respektive sie das nächste Mal dort sei, müsse man auch mal wegen Zahnstein schauen. Und sie habe seit dem letzten Mal auch wieder zugenommen. Wer nicht, dachte ich mir und war froh, dass es ansonsten keine Horrormeldungen gab. Doch, eine gabs noch: die Rechnung. Holla, die Waldfee. Es gab kurz die Idee, die Katze an einer Autobahnraststätte rauszuwerfen. Aber die ist ja gechippt, das bringt nichts. Muss ich mich halt mit dem Ruin anfreunden.
Zuhause habe ich die Box ins Wohnzimmer gestellt und die Tür nach draußen aufgemacht. Dahin ist das nun nackte Wesen auch getorkelt, kam aber gleich wieder rein: es war zu kalt und zu nass. Ich habe zwar eine kuschelige Decke auf ihren Stuhl gelegt, aber das registrierte sie alles noch gar nicht. Sie wankte dann nach oben. Auch okay, dachte ich mir. Allerdings musste ich auch hoch, das hat sie erschreckt und sie ging wieder runter. Ich ließ sie dann in Ruhe. Nach einer Stunde bin ich runter, um Kaffee zu holen. Sie lag nun in ihrem Häuschen, aber war immer noch in Habachtstellung. Als sie mich sah, ist sie durch die Klappe nach draußen geflüchtet. Ich bin wieder nach oben, in der Hoffnung, dass sie dann wieder reinkäme, wenn der Feind verschwunden ist. Dem war aber nicht so, wie ich eine weitere Stunde später bemerkte. Sie saß unter einem kleinen Vordach, wo nur halbwegs trocken, aber vor allem auch kalt war. Wie ein Häufchen Elend. Es brach mir das Herz.
Ich versuchte, sie mit ein paar Leckerlis nach drinnen zu locken. Sie marschierte auch los, aber dann mit viel Abstand an mir vorbei, unter dem Zaun durch, über den Rasen der Nachbarn irgendwo bei denen hinten in die Büsche. Dort blieb sie den ganzen nassen, kalten Tag über. Erst am Abend, so gegen Sieben, stand sie vor der Terrassentür und ging auch rein, als ich öffnete. Der erste Weg führte sie zum Fressnapf. Der Hunger war groß und ich ließ sie in Ruhe. Sie futterte sehr ausgiebig, danach noch einen Schluck Wasser und dann kam sie tatsächlich zur Couch und von da direkt auf meinen Schoß. Sie ließ sich streicheln, sie war anhänglich und sie brummte wie verrückt und ich hoffte, dass der Stein, der mir vom Herzen fiel dies leise tat, damit die Katze nicht erschrickt und wieder abhaut. Aber es war alles gut. Und das ist es auch heute morgen. Sie liegt in einer der "Hängematten" im Treppenhaus, wo sie schon ewig nicht mehr lag. Aber die Decke, die dort liegt, scheint der nackten Haut gut zu tun und wenn dem so ist, darf sie dort gerne den ganzen Tag über liegen und chillen.
Gibt so Tage, die braucht man nicht allzu oft. Gestern war so einer.
Die Box, die im Wohnzimmer stand, war schon am Abend zuvor ausgiebig gewürdigt worden und wurde fortan ignoriert. Das war schon mal gut. Ich fing schon mal an zu arbeiten; mittlerweile war es halb Sieben. Unten hörte man weiterhin Wehklagen und Gemecker. Kurz vor Acht bin ich wieder ins Wohnzimmer und machte einen auf normal. Alles gut, alles wie immer, hach, wie das draußen regnet, was? Bleibt lieber drinnen... Taten sie auch; zumindest die kleine Katze. Die ergab sich ihren Schicksal und wanderte nach oben, um dort in einer ruhigen Ecke den nahenden Tod durch Verhungern zu erwarten. Die große Katze war aber der Meinung, sie müsse mal an die frische Luft. Gar nicht gut! In zehn Minuten sollten wir los Richtung Tierarzt und vorher musste die Katze in die Box!
Mit Bitten erreicht man bei der Katze gar nichts. Mit Betteln auch nicht. Schon mehrfach versucht, immer gescheitert. Was ab und an zieht: Leckerlis. So auch gestern. Ich stand an der Tür, legte ein paar Knabbereien vor mich, die große Katze kam und ich packte sie.
Der Grund, warum sie zum Tierarzt musste, war das viel zu viel an Fell. Da die große Katze sich ausführlichem Bürsten - vor allem im hinteren Bereich - verweigert, entstehen da zuerst Knoten, dann Knubbel und schließlich dreadlockartige Fellplatten, bei denen man noch nicht mal mit der Schere richtig durchkommt; zumal sie einen da auch gar nicht ranlässt. Deshalb: Tierarzt. Inklusive Narkose. Alles nicht schön, viel Aufwand und natürlich auch anstrengend für Mensch und Tier, aber es geht nicht anders.
Das Fell im Nacken ist schön und gar nicht struppig. Da darf ich auch bürsten, das genießt sie meist sogar. Sie mag es allerdings nicht, wenn man sie dort packt. Was ich versucht habe. Aber nur rudimentär schaffte, sprich: sie hatte noch viel zu viel Bewegungsfreiheit und das gepaart mit Kraft ist eine ungute Verbindung. Das ist so ein bisschen, wie wenn ein narzisstischer Psychopath plötzlich Präsident eines großen Landes würde. Dieses Level in etwa.
Zu der zu wenig eingeschränkten Bewegungsfreiheit und Kraft gesellen sich noch scharfe Krallen und ein sehr spitzer Zahn (der linke: der andere fehlt schon länger. Keine Ahnung, wo der abgeblieben ist). Dies alles in Kombi macht so eine Aktion zu einer blutigen Angelegenheit. Aber immerhin: die Katze war in der Box, mein Puls in anderen Hemisphären, Adrenalin gabs auch genug und wir waren nur ein paar Minuten zu spät beim Tierarzt. Da machte diese Bestie plötzlich einen auf braves Miezchen. Naja.
Ich war dann noch bei meinem Arzt zur Versorgung von Kratzern und dem leichten Biss. Es gab eine Runde Tetanus aufs Haus und ein Rezept für Antibiotika.
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Um halb Eins konnte ich die große Katze wieder abholen. Scheren klappte gut, sagte man mir. Obwohl sie sich auch dort wohl noch ausgiebig gewehrt hat, aber man es wohl geschafft, sie zu sedieren. Außerdem wackelte der letzte spitze Zahn, weshalb man den gezogen habe. Wenn ich, respektive sie das nächste Mal dort sei, müsse man auch mal wegen Zahnstein schauen. Und sie habe seit dem letzten Mal auch wieder zugenommen. Wer nicht, dachte ich mir und war froh, dass es ansonsten keine Horrormeldungen gab. Doch, eine gabs noch: die Rechnung. Holla, die Waldfee. Es gab kurz die Idee, die Katze an einer Autobahnraststätte rauszuwerfen. Aber die ist ja gechippt, das bringt nichts. Muss ich mich halt mit dem Ruin anfreunden.
Zuhause habe ich die Box ins Wohnzimmer gestellt und die Tür nach draußen aufgemacht. Dahin ist das nun nackte Wesen auch getorkelt, kam aber gleich wieder rein: es war zu kalt und zu nass. Ich habe zwar eine kuschelige Decke auf ihren Stuhl gelegt, aber das registrierte sie alles noch gar nicht. Sie wankte dann nach oben. Auch okay, dachte ich mir. Allerdings musste ich auch hoch, das hat sie erschreckt und sie ging wieder runter. Ich ließ sie dann in Ruhe. Nach einer Stunde bin ich runter, um Kaffee zu holen. Sie lag nun in ihrem Häuschen, aber war immer noch in Habachtstellung. Als sie mich sah, ist sie durch die Klappe nach draußen geflüchtet. Ich bin wieder nach oben, in der Hoffnung, dass sie dann wieder reinkäme, wenn der Feind verschwunden ist. Dem war aber nicht so, wie ich eine weitere Stunde später bemerkte. Sie saß unter einem kleinen Vordach, wo nur halbwegs trocken, aber vor allem auch kalt war. Wie ein Häufchen Elend. Es brach mir das Herz.
Ich versuchte, sie mit ein paar Leckerlis nach drinnen zu locken. Sie marschierte auch los, aber dann mit viel Abstand an mir vorbei, unter dem Zaun durch, über den Rasen der Nachbarn irgendwo bei denen hinten in die Büsche. Dort blieb sie den ganzen nassen, kalten Tag über. Erst am Abend, so gegen Sieben, stand sie vor der Terrassentür und ging auch rein, als ich öffnete. Der erste Weg führte sie zum Fressnapf. Der Hunger war groß und ich ließ sie in Ruhe. Sie futterte sehr ausgiebig, danach noch einen Schluck Wasser und dann kam sie tatsächlich zur Couch und von da direkt auf meinen Schoß. Sie ließ sich streicheln, sie war anhänglich und sie brummte wie verrückt und ich hoffte, dass der Stein, der mir vom Herzen fiel dies leise tat, damit die Katze nicht erschrickt und wieder abhaut. Aber es war alles gut. Und das ist es auch heute morgen. Sie liegt in einer der "Hängematten" im Treppenhaus, wo sie schon ewig nicht mehr lag. Aber die Decke, die dort liegt, scheint der nackten Haut gut zu tun und wenn dem so ist, darf sie dort gerne den ganzen Tag über liegen und chillen.
Gibt so Tage, die braucht man nicht allzu oft. Gestern war so einer.
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