Mittwoch, 1. Oktober 2025
Seltsam auf eine unschöne Art
Ob D. gestern auch in diesem Saal saß? Gut möglich, er ist ein hohes Tier bei der Armee. Achthundert Generäle und Admiräle waren da und hörten sich an, was ihre Chefs zu berichten hatten.
D. war mal mein Nachbar. Was genau er machte, hab ich nie so ganz kapiert. Irgendwas mit "Nachrichten". Das war noch vor Snowden, bei NSA dachte man noch einen Tippfehler bei NASA und überhaupt war mir nicht so ganz klar, was er da machte im Irak. So ganz ohne schien der Job nicht zu sein. Er zeigte mir mal seine schusssichere Jacke und die Platten, die da drin waren. Auch ein paar seiner Waffen zeigte er mir und ich bemühte mich, sehr beeindruckt zu wirken. Das war eine seltsame Zeit und am seltsamsten war wohl ich. Dafür konnte aber D. nichts und es lag auch nicht an ihm. Es gab andere Gründe.
Jahre später fand ich heraus, wer da neben mir wohnte. D. war hochdekoriert und ein Profi in Sachen Krieg. Er hatte Unmengen an Leuten unter sich, war in hochsensiblen, extrem wichtigen und bedeutenden Aktionen beteiligt und ich stieß nur auf die, die nicht geheim waren. Die Menge an geheimen Aktionen war sicher weitaus größer. Er war in vollem Einsatz für sein Land und war sicher auch sehr stolz auf die Dinge, die er tat - und da waren sicher auch Dinge dabei, auf die man nur bedingt stolz sein kann. Aber er konnte es gut begründen: er tat das für sein Land und wenn er vielleicht nicht auf alles stolz sein konnte, was er tat (oder tun musste): auf sein Land war er stolz. Er hatte sich für dieses Land ausbilden lassen, ist für dieses Land durch die Welt gezogen, im Schlepptau seine Familie, die sicher nicht immer begeistert davon war, er wollte dieses Land schützen und vor allem hatte er die Treue auf die Verfassung dieses Landes geschworen.
Und nun saß D. in diesem Raum, um ihn herum achthundert seiner Kollegen. Die meisten mit den gleichen Idealen, denn sonst kann man den Job nicht so lange machen, um an diese Position zu kommen. Sie sitzen also da, wurden aus der ganzen Welt zusammengerufen und dann kommt ein Foxnews-Moderator und labert von woke, fetten Generälen und Shit und ähnlichem. Und danach kommt ihr oberster Boss, der Mann, dem sie folgen sollen und auch er labert. Er labert lange und viel und nicht alles macht Sinn. Aber das, was er grob meinen könnte, versteht man schon.
Auf seiner "beruflichen" Website steht, er arbeite für das "Office of the Secretary of Defense". Das muss überarbeitet werden; ein Verteidigungsministerium gibt es nicht mehr. Es heißt nun Kriegsministerium. Und vielleicht muss D. bald zurück in die Staaten, denn der nächste Krieg könnte dort stattfinden. Das musste man nicht zwischen den Zeilen herauslesen - das sagte sein Boss sehr deutlich. D. würde Deutschland bestimmt vermissen. Das Bier, die Leute (ein paar zumindest), Brezeln und überhaupt das Essen. Aber ist das halt, wenn man bei der Armee ist: wenn sein Land einen braucht, muss man bereit stehen. Dann heißt es eben ab nach Afghanistan, in den Irak oder nach Portland. Da wo der Krieg eben ist.
Wer weiß, vielleicht stolpert D. über diese Zeilen. Er ist ein hohes Tier in Sachen "Intelligence", Kryptologie und modernen Technologien. Vielleicht schrillen die Alarmglocken, wenn ein "D" in Zusammenhang mit Krieg, Portland und so im Web auftaucht. Oder wenn sich jemand immer noch erdreistet vom "Secretary of Defense" zu sprechen anstatt dem "Secretary of War".
Wie er sich wohl fühlt, dass er nun den Hampelmann für den orangen Hampelmann machen muss? Ob er die "Intelligence" auch auf die Menschen in Portland anwenden muss? Sind ja dann Kriegsgegner und die darf oder besser die muss man abhören. Es braucht eine Begründung, um Dinge eskalieren zu lassen und beim Abhören findet man da bestimmt etwas.
Ob er in Portland auch seine schusssichere Weste anzieht? Portland, Irak... ist doch alles das gleiche... aber so denkt D. nicht, da bin ich mir sicher. Mich würde interessieren, was er tatsächlich denkt. Und was die anderen achthundert Generäle und Admiräle in dem Saal denken, denen ein Foxnews Moderator sagt, was sie zu tun haben.
Es sind seltsame Zeiten. Anders seltsam als damals, aber auch seltsam. Auf eine noch unschönere Art.
D. war mal mein Nachbar. Was genau er machte, hab ich nie so ganz kapiert. Irgendwas mit "Nachrichten". Das war noch vor Snowden, bei NSA dachte man noch einen Tippfehler bei NASA und überhaupt war mir nicht so ganz klar, was er da machte im Irak. So ganz ohne schien der Job nicht zu sein. Er zeigte mir mal seine schusssichere Jacke und die Platten, die da drin waren. Auch ein paar seiner Waffen zeigte er mir und ich bemühte mich, sehr beeindruckt zu wirken. Das war eine seltsame Zeit und am seltsamsten war wohl ich. Dafür konnte aber D. nichts und es lag auch nicht an ihm. Es gab andere Gründe.
Jahre später fand ich heraus, wer da neben mir wohnte. D. war hochdekoriert und ein Profi in Sachen Krieg. Er hatte Unmengen an Leuten unter sich, war in hochsensiblen, extrem wichtigen und bedeutenden Aktionen beteiligt und ich stieß nur auf die, die nicht geheim waren. Die Menge an geheimen Aktionen war sicher weitaus größer. Er war in vollem Einsatz für sein Land und war sicher auch sehr stolz auf die Dinge, die er tat - und da waren sicher auch Dinge dabei, auf die man nur bedingt stolz sein kann. Aber er konnte es gut begründen: er tat das für sein Land und wenn er vielleicht nicht auf alles stolz sein konnte, was er tat (oder tun musste): auf sein Land war er stolz. Er hatte sich für dieses Land ausbilden lassen, ist für dieses Land durch die Welt gezogen, im Schlepptau seine Familie, die sicher nicht immer begeistert davon war, er wollte dieses Land schützen und vor allem hatte er die Treue auf die Verfassung dieses Landes geschworen.
Und nun saß D. in diesem Raum, um ihn herum achthundert seiner Kollegen. Die meisten mit den gleichen Idealen, denn sonst kann man den Job nicht so lange machen, um an diese Position zu kommen. Sie sitzen also da, wurden aus der ganzen Welt zusammengerufen und dann kommt ein Foxnews-Moderator und labert von woke, fetten Generälen und Shit und ähnlichem. Und danach kommt ihr oberster Boss, der Mann, dem sie folgen sollen und auch er labert. Er labert lange und viel und nicht alles macht Sinn. Aber das, was er grob meinen könnte, versteht man schon.
Auf seiner "beruflichen" Website steht, er arbeite für das "Office of the Secretary of Defense". Das muss überarbeitet werden; ein Verteidigungsministerium gibt es nicht mehr. Es heißt nun Kriegsministerium. Und vielleicht muss D. bald zurück in die Staaten, denn der nächste Krieg könnte dort stattfinden. Das musste man nicht zwischen den Zeilen herauslesen - das sagte sein Boss sehr deutlich. D. würde Deutschland bestimmt vermissen. Das Bier, die Leute (ein paar zumindest), Brezeln und überhaupt das Essen. Aber ist das halt, wenn man bei der Armee ist: wenn sein Land einen braucht, muss man bereit stehen. Dann heißt es eben ab nach Afghanistan, in den Irak oder nach Portland. Da wo der Krieg eben ist.
Wer weiß, vielleicht stolpert D. über diese Zeilen. Er ist ein hohes Tier in Sachen "Intelligence", Kryptologie und modernen Technologien. Vielleicht schrillen die Alarmglocken, wenn ein "D" in Zusammenhang mit Krieg, Portland und so im Web auftaucht. Oder wenn sich jemand immer noch erdreistet vom "Secretary of Defense" zu sprechen anstatt dem "Secretary of War".
Wie er sich wohl fühlt, dass er nun den Hampelmann für den orangen Hampelmann machen muss? Ob er die "Intelligence" auch auf die Menschen in Portland anwenden muss? Sind ja dann Kriegsgegner und die darf oder besser die muss man abhören. Es braucht eine Begründung, um Dinge eskalieren zu lassen und beim Abhören findet man da bestimmt etwas.
Ob er in Portland auch seine schusssichere Weste anzieht? Portland, Irak... ist doch alles das gleiche... aber so denkt D. nicht, da bin ich mir sicher. Mich würde interessieren, was er tatsächlich denkt. Und was die anderen achthundert Generäle und Admiräle in dem Saal denken, denen ein Foxnews Moderator sagt, was sie zu tun haben.
Es sind seltsame Zeiten. Anders seltsam als damals, aber auch seltsam. Auf eine noch unschönere Art.
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