Mittwoch, 25. Januar 2012
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Ich glaube, der Kerl an der Tanke am Berg gönnt sich schon zum Frühstück Hochprozentiges. Oder feinste Rauchware. Oder er ist einfach noch von der Nacht zuvor rest-stoned. Jedenfalls machte er noch nie einen wirklich klaren Eindruck. Seit ein paar Wochen sind heftige Unfallspuren am Kinn dazugekommen. Keine Ahnung woher, ich frage nicht. Immerhin hat er trotz allem die Kasse weitaus besser im Griff, als der senile und höchst unfreundliche alte Mann, der sonst manchmal dort seinen Dienst verrichtet. Die Unfreundlichkeit kommt wahrscheinlich daher, dass er früher mal einen richtig tollen Job hatte, jetzt die Rente aber nicht reicht und er sich mit so stumpsinnigen Sachen wie an der Tankstellenkasse stehen etwas dazuverdienen muss. Da das nicht so recht klappt, weil Rechnen auf die alten Tage doch nicht mehr so einfach von der Hand geht, die Kasse so kompliziert und der Chef so jung und dann auch noch Türke ist er frustriert und dieser Frust will raus. Am Besten gleich und sofort und wenn dann eben ein Kunde dran glauben muss, hat dieser eben Pech gehabt. Vielleicht sollte er sich mal mit seinem jüngeren Kollegen kurzschließen und sich mal zeigen lassen, wie entspannt man durch gewissen Substanzen wird. Vielleicht würde ihm dann auch der Job Spaß machen, in etwa soviel Spaß wie den Chipstüten beim Tanzen und der Wand beim Farbenwechseln zuschauen. Und vielleicht würde er dann sogar mal ein Lächeln zustande bekommen. Meinetwegen muss er das nicht; ich komme mit seiner Griesgrämigkeit gut zurecht, aber ihm würde es vielleicht gut tun.

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