Donnerstag, 8. Mai 2025
Urlaub - Tag 7 (Gespensterwald und edle Orte)

Es gibt hier einen Gespensterwald. Tagsüber sind die aber anscheinend nicht da; dafür viele andere Leute. Vielleicht waren das aber auch die Gespenster; man weiß ja nicht, wie die aussehen, wenn sie sich nicht zu erkennen geben. Bruce Willis ist auch einen ganzen Film durch die Gegend gelatscht, nicht wissend, dass er tot ist (Huch, das war ein Spoiler. Vorsicht! Spoiler! Schreibt man aber besser vor den eigentlichen Spoiler, oder? Na egal, zu spät. Hat bestimmt mittlerweile jeder gesehen, den Film. Außerdem habe ich ja nicht erwähnt, dass ich The Sixt Sense meine). Ich glaube aber, das waren Touristen. So wie ich.

Der Gespensterwald grenzt (wie so vieles hier) ans Meer. Bei schönem Wetter - und gestern war schönes Wetter - hat das tatsächlich was von Karibik. Wenn es in der Karibik kalt wäre. Und dort Eichen, Buchen und Eschen statt Palmen wachsen würden. Aber das Meer rauscht auch nahe des Gespensterwalds. Wie in der Karibik.

Auf dem Wasser erkennt man auch die Fähre auf dem Rückweg von Dänemark. Oder Schweden. Jedenfalls fährt sie zurück. Ansonsten ist das Meer erstaunlich bootsfrei. Keine Ahnung, wie das in der Karibik ist, aber auf anderen Gewässern tummeln sich doch bedeutend mehr Schiffe. Wahrscheinlich ist es denn Seglern noch zu kalt. Diese Weicheier.

Wenn man von dem versnobten Edelort kommt, wo die Edelhotelkomplexe eingezäunt und vor dem Pöbel (also Leuten wie mir) geschützt vor Reichtum vor sich hinprotzen, ist der nächste Ort nach dem Gespensterwald eine Wohltat. Es ergeht einem wie dereinst Tom Gerhardt, als er es endlich an den ersehnten Ballermann schafft und denkt: Endlich normale Leute!
Naja, es sind wahrscheinlich hauptsächlich Touristen, vielleicht auch ein paar Gespenster aus dem Gespensterwald, die frei haben und sich einen schönen Tag bei Fischbrötchen und Aperol am sandigen Sandstrand machen wollen. Es ist jedenfalls sehr viel los. Ob es dort überhaupt Vor- und Hauptsaison gibt? Wahrscheinlich schon. Ziemlich sicher sogar: der Strand war noch ziemlich leer, vor allem die Strandkörbe standen in Reih und Glied, aufgereiht wie eine Armee von geflochtenen Soldaten, bereit die Massen der Stadt zu empfangen, nur waren noch keine Massen da. Also doch Vorsaison. Und trotzdem viele Leute, die Cafés waren gut besucht und auch an den fischbrötchenverkaufenden Fischerbooten tummelten sich ausgiebig fischbrötchenkaufenden Menschen.

Beim letzten Mal war ich auf der anderen Seite des Hafens. In einem Edelhotel in der Hotelbar, mit Blick auf die Edelschiffe, der edlen Herrschaften, die wahrscheinlich gar nicht zugegegen waren. Da war es nämlich noch kälter als gestern, so kalt, dass die Gischt an den Steinen und Geländern des Hafenbeckens gefror, wenn sie dort auftraf. So kalt war es gestern nicht; am frühen Nachmittag wurde es sogar erstaunlich warm. Überhaupt ist das ein Thema: die richtige Klamottenwahl. Mit zwei Funktionsoberteilen übereinander ist man gut dabei. Noch ein Funktionsschal, für die fiesesten Windböen, die sich doch noch irgendwie reinmogeln wollen. Und eine nicht so dicke, aber auch nicht ganz dünne Mütze, damit die Ohren nicht frieren. Dazu noch eine Brille gegen Wind und windbedingt aufgewirbelten Strandsand. Perfekt. Gegen Mittag, wenn die Sonne anfängt loszulegen (in Sachen Präsenz und vor allem bezüglich Kraft), kann man sich eventuell des Schals entledigen, die beiden Oberteile tun aber weiterhin genau das, was der Name verspricht: sie funktionieren. Die Mütze eigentlich auch, nur ist es manchmal dann doch zu warm, also Mütze runter. Dann kommt wieder Wind, es "frischt auf" wie der Fachmann sagt, also Mütze wieder auf. Je nach Haarwuchs spielt man also Mütze-Glatze, aber halt oben.

Ich hatte kein Fischbrötchen und war auch nicht im Edelhafen. Dafür aber um Umwegen unterwegs, auf dem Weg zurück zum Edelküstenort, wo das Auto auf meine Rückkehr wartete (für nur mit dem Rad unterwegs, wäre die Strecke zu heftig gewesen. Deshalb Anfahrt mit dem Auto zum Edelküstenort). Acht Euro Tagespauschale für Parken. Die ganzen Reichen in den Reichenbunkern scheinen also nicht sonderlich viel Geld in die Gemeindekasse zu spülen. Das muss das Fußvolk mittels Parkgebühren regeln. Na meinetwegen.

Zuhause, also "zuhause" (ist ja nicht wirklich mein eigentliches, richtiges Zuhause) gab es zur Belohnung lecker Fisch. Die Fischplatte "Poseidon", die nicht so hieß, aber einen ähnlich dämlichen Namen hatte, auf den ich jetzt aber nicht mehr komme. Sie bestand aus drei Fischfilets, Bratkartoffeln, zwei Soßen und Salat und war sehr lecker. Allerdings hatte ich gestern kein Softeis. Mein Schlafscore lag bei 72. Ob es einen Zusammenhang gibt (Entzug? Zuckermangel?)? Man weiß es nicht.

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