Dienstag, 21. April 2015
Tag 40.

Eigentlich ist es total bescheuert. Man weiß das, aber man fährt trotzdem vorbei, nur um zu sehen, ob das Auto vor der Wohnung steht. Es ist so sinnlos, weil es keinen Erkenntnisgewinn bringt. Steht der Wagen da, ist sie wahrscheinlich zuhause. Wenn nicht, dann nicht. Wenn der Wagen an Arbeitstagen da steht, kann man davon ausgehen, dass sie nicht arbeiten ist. Oder von zuhause aus arbeitet.

Ich fahre nicht mehr vorbei. Auch nicht, wenn sie wie heute nicht auf Emails reagiert und von der Firmenadresse eine Abwesenheitsmeldung kommt, die besagt, dass sie ab heute wieder da wäre. Was sie aber nicht ist.

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mal zu Freunden gesagt, dass ich nichts mehr tun werde. Nicht, wenn die Nachbarn anrufen. Nicht, wenn ich Rauch aus dem Dachfenster aufsteigen sehe. Nicht, wenn das Auto sehr lange vor der Wohnung steht und über Tage keinen Millimeter bewegt wurde.
Wenn es anfängt im Flur komisch zu riechen, werden das die Nachbarn schon bemerken. Oder wenn mal längere Zeit niemand mehr besoffen im Treppenhaus rumliegt. Deshalb wurde ich mal angerufen. Damals war ich noch der Meinung, dass ich helfen sollte. War ein Fehler. Am Ende musste ich mir noch dumme Sprüche von einem nicht besonders hellen Polizeibeamten anhören. Vielleicht wäre er derjenige, der als erstes vor Ort ist, wenn die Nachbarn sich über komische Gerüche beschwerten und jemand die Tür aufbrechen müsste. Ob er sich dann noch an seine ermahnenden Worte erinnern würde?
Eigentlich darf ich auch gar nicht sauer auf ihn sein. Er hatte wahrscheinlich gar nicht erkannt, wie schlimm es wirklich um sie stand. Haben ja die wenigstens. Selbst bei der Arbeit war keinem klar, was Sache ist. Spricht nicht unbedingt für die Qualität der Arbeit dieser Abteilung, aber nun denn… in dem Laden gibts noch viel mehr Maulaffen und Nichtskönner in viel zu hohen Positionen. Das zeigt schon die Tatsache, dass man auch sie fest angestellt hat.

Letztlich ist mir auch egal, was mit ihr passiert. Wie oft war da der Wunsch, dass sie doch bitte mal an diesen speziellen Abenden ins Auto steigt und Gas gibt. Einfach nur so. Weil sie da sowieso nur Mist geredet, Menschen beleidigt und Scheiße gebaut hat. Nur Auto ist sie da anscheinend nie gefahren. Keine trunkenen Fahrten durch eine Allee. Mit Vollgas. Kein Einnicken und an einen Baum donnern. Sowas gabs nie. Für den Führerscheinentzug hätte es auch morgens noch gereicht, aber auch da hatte sie immer Glück. Andere haben einfach ihre Kinder nicht mehr einsteigen lassen, aber ansonsten war es ihnen egal. Ihr eigenes Kind saß hinten im Kindersitz und wunderte sich, warum die anderen Kinder plötzlich nicht mehr mitfuhren. Gesagt haben die anderen Mütter nie etwas. Katholische Erziehung scheint es zu verbieten, sich gegen Missstände zu stellen. Vor allem wenn es um Kindesmissbrauch geht - sei es sexueller Missbrauch oder die Fahrt in einem 140PS-Auto mit der noch immer betrunkenen Mutter am Steuer. Ach, was wären das Wehklagen bei den Beerdigungen gewesen, wenn so ein Baum tatsächlich mal im Weg gestanden wäre. Ach, das konnte man doch nicht ahnen. Oh, wie schlimm das ist. Ach, man darf es eigentlich gar nicht aussprechen, aber welch Glück, dass unsere Kinder nicht mehr mit im Auto saßen. Ich hätte ihnen vor die Füße gespuckt und sie des Friedhofs verwiesen.

Es gab nie einen Unfall, was ein Wunder ist.

Vor vierzig Tagen hat sich etwas geändert. Die Umstände sind anders und es scheint auch in der nächsten Zeit so zu bleiben, wie es ist. Es ist eine Umstellung für alle, aber im besonderen für sie. Die letzten Stützen sind weggebrochen und es ist tatsächlich niemand mehr für sie da. Keine Familie (diese Horde an Psychos, die sie Familie schimpfen könnte ist ohnehin weit weg und kriegt gar nichts mit) und keine Freunde. Die letzte Person, die ansatzweise als Freundin durchgehen konnte, hat sie in einer üblen Aktion nun auch vergrault. Somit bleibt niemand mehr.

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Er hat mich gefragt, ob ich weiß, wie man eine Telefonnummer im Handy blockt, so dass sie nicht mehr anrufen und keine SMS mehr schreiben kann. Bei WhatsApp habe er das selber hingekriegt. Ich weiß nicht, wie das geht, aber wenn er sich die Mühe machen sollte, herauszufinden, wie es geht …und es dann auch macht… dann wäre das der nächste große Schritt. Für ihn und auch für sie.


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Samstag, 28. März 2015
Prost

Den Nachmittag auf einem Kindergeburtstag verbracht. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Wobei… von den Kids hat man eigentlich nichts bemerkt, die waren mit sich selbst beschäftigt. Lag dann wohl doch an „Erwachsenen“. Hm. Ja, wenn ich drüber nachdenke, lag es definitiv an denen. Die sind alle so wuchtig-penetrant und laut. Klar: sind ja auch alle verwandt, da hat sich dieses mächtig-massive Lautstärke-Gen wohl als dominant herausgestellt. Nicht, dass es da andere nennenswerte Eigenschaften gäbe, die den Platz an vorderster Front verdient hätten. Wahrscheinlich ist das Laute noch das kleinste der möglichen Übel.
Ab 17 Uhr wurde Alkohol angeboten, aber auch wenn der Drang noch so groß war: ich wäre der einzige gewesen… scheiß drauf, beim nächsten Mal nehme ich alles, was es gibt. Das hätte die weiteren zwei Stunden weitaus erträglicher gemacht. Um 18 Uhr wäre sogar Schnaps drin gewesen. Verdammt.

Jetzt VOX. Ähnlich schlimm. Prost.

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Montag, 23. März 2015
Sonne. Noch mehr Sonne! SONNE!

Seit Kachelmann nicht mehr das Wetter im Fernsehen macht, kann man sich auf nichts mehr verlassen. So waren für den Samstag graue Wolken und der eine oder andere Schauer vorhergesagt; tatsächlich war aber die meiste Zeit die Sonne zugegen und mit ihr die Gute Laune. Am späten Nachmittag wollte ich nochmal raus. Ach was, wollte… ich MUSSTE nochmal raus. Das war gutes Timing, denn dem Leihhund ging es genauso, wenn auch aus anderen Gründen. Sie fand die frische Luft, die Sonne, die Felder und überhaupt alles richtig klasse. Hätte ich noch einen Ball dabei gehabt: das Tier wäre vor Glück geplatzt.
Eigentlich war nur ein kurzer Spaziergang geplant. Unterwegs waren wir dann fast zwei Stunden. Sonne. Noch mehr Sonne! SONNE! Hach. Wie beim Handy am Strom konnte man wahrscheinlich an meinen Augen das Aufladen meines Gute-Laune-Akkus ablesen. Hat man mir wohl auch angesehen. Die Joggerin, die mir entgegen kam, lächelte ganz niedlich zurück und die zweite bei Kilometer 5,9 auch.

So ist das mit der Sonne: sie macht, dass jede Zelle des Körpers glücklich ist und sich wohlfühlt.

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Freitag, 20. März 2015
SoFi 2015

Ich hätte schwören können, dass hier irgendwo noch eine der SoFi-Brillen von 1999 rumläge, aber dem war nicht so. Und auch dieses Verkehrtherumhandygeknipse hat nicht so recht funktioniert. Deshalb hatte ich nicht so wirklich viel von der diesjährigen SoFi, fand aber dieses surreale Licht und die plötzliche Kälte …naja, surreal halt. Und kalt.
Zum SoFi-Anhänger, der dafür um den halben Erdball reist oder sich in speziell gecharterte Flugzeuge setzt, reicht es bei mir wohl nicht. Auch nicht schlimm.

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Montag, 16. März 2015
Verlierer allerorten

Eine Mutter, die nach mehreren Tagen Dauersuff entweder unfähig ist (oder keine Lust hat) ihr Kind zu kontaktieren oder ein Kind, dass seine Mutter nicht am Telefon sprechen, geschweige denn persönlich treffen möchte: man weiß nicht, was trauriger ist. Es ist zwar eigentlich eine Win-Win-Situation - Person A kann Person B nicht kontaktieren und Person B ist froh drum - aber was für eine. Es gibt nur Verlierer bei diesem Spiel. Tja.

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