Sonntag, 28. April 2019
Die große Katze und ich

Die große Katze und ich… mittlerweile ein schwieriges Thema. Ich habe da wohl grundlegende Dinge falsch gemacht und das von Anfang an. Eins davon war Fellpflege. Dabei war es bei ihr meistens um einiges einfacher als bei der Kleinen. Sie ließ es meistens zu und ab und an eine Verfilzung rauszuschneiden war kein Problem. Das ist jetzt gerade komplett anders. Komme ich ihr zu nahe, haut sie ab. Es ist kein genervtes Aufstehen und weggehen, sondern ein panisches Flüchten. Komplett verspielt habe ich noch nicht, denn nachts kommt sie doch noch gelegentlich ins Bett und kuschelt sich daneben, aber ansonsten bin ich ihr nicht geheuer.
Das ist ein Teufelskreis, denn von alleine gehen die Knoten im Fell nicht raus, im Gegenteil: sie verfilzen mehr und mehr und werden zu richtigen Fellmatten. Dann geht nichts mehr außer Tierarzt und weil die große Katze zwar eine nach außen hin eine toughe Lady, aber eigentlich dann doch auch ein bisschen ängstlich ist, wird es wohl nicht ohne Sedierung gehen… was unschön, aber notwendig ist. Und sie wird danach noch eingeschnappter sein. Aber nun denn. Da müssen sowohl sie wie auch ich durch. Und auch wenn ich mich anstrenge und immer eifrig bürste, entknote usw. - früher oder später wird sie wieder zicken, die Knoten werden mehr, meine Nerven weniger, sie noch zickiger, wenn ich doch mal rangehe usw. usf. und dann gehts wieder zur Narkose und unters Messer. Vielleicht habe ich auch mittlerweile eine Junkie-Katze, die zwar versucht, von dem Stoff wegzukommen, es aber nicht schafft und sich deshalb immer mal wieder zum wandelnden Dread Lock verwandelt, um vom Tierarzt wieder einen Schuss zu kriegen. Zuzutrauen wäre es ihr. Andererseits scheint ihr auch eine gewisse Eitelkeit zu eigen zu sein. Vielleicht mache ich also diesmal ein Foto, wie sie nach dem Scheren aussieht und klebe das Bild direkt an den Napf. Damit sie immer und immer wieder damit konfrontiert wird, wie scheiße das aussieht. Wer weiß: vielleicht hüpft sie mir dann freiwillig auf den Schoss, die Bürste im Maul und bettelt um eine Kämm-Session.

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Samstag, 27. April 2019
Karusselfahren auf lebenden Einhörnern

Die Ex heiratet in der nächsten Woche. Das ist schon die zweite Ex in kurzer Zeit, die heiratet. Wahrscheinlich wollen sie schnell alles unter Dach und Fach bringen, um nicht zu riskieren, wieder an einen Typen wie mich zu kommen. Warum auch immer. Kann man ja so oder so interpretieren. Ich interpretiere es mal so. Eingeladen bin ich übrigens zu keiner der beiden Hochzeiten. Wieso eigentlich nicht? In die Kirche kann man auch so, oder gibts da mittlerweile Türsteher? Die größten und sperrigsten Messdiener mit massiven Kreuzen in der Hand und einem Weihrauchkessel in der anderen. So brutale Messdiener, dass sogar der Pfarrer die Finger (und den Rest) von ihnen lässt. Tatsächlich habe ich aber eh keine Lust, mir dass anzutun. Sollen sie glücklich werden. Bei der einen Ex bestehen gute Chancen, dass das passiert. Bei der anderen wundert mich, dass sie noch lebt und der neue Typ ist eigentlich kein Garant, dass sich etwas bessert. Ist mir aber auch egal. Bin diesbezüglich schuldenfrei und der Rest interessiert mich nicht.

Apropos Heiraten: vorhin habe ich auch was Blödes gemacht. In kompletter meteorologischer Fehleinschätzung bin ich in einer Regenpause aufs Rad, weil: das hält jetzt. Tat es auch, aber nur ein paar Minuten. Das war wie Luftholen, bevor man 100 Meter tief taucht. Sagen wir mal so: Radfahren im Wald bringt bei Hagel ein kleines bisschen was: die leichteren Hagelkörner werden etwas zurückgehalten und somit donnern die großen, harten Körner durch. Der Boden ist durch die lange Trockenphase trocken, was schon alleine vom Wort her Sinn macht und er ist komplett überfordert, wenn dann plötzlich Wasser von oben kommt. Wenn es gleich soviel auf einmal ist erst recht. Das hat zur Folge, dass der Boden nicht mehr trocken, sondern sehr matschig ist. Dafür haben schlaue Leute Schutzbleche erfunden, die den Schmutz daran hindern, sich in Richtung des Fahrers zu verbreiten. Grundsätzlich eine tolle Sache, nur… ich habe keine. Es war also alles in allem eine dreckige, eklige, schmutzige Sache. Also quasi wie die Scheidung von der einen Ex, die nun wieder heiratet. Im Gegensatz dazu war das heute aber Karusselfahren auf lebenden Einhörnern. Im Feenstaubregen.

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Freitag, 26. April 2019
Wandern im Regen ist doof

Eigentlich war für morgen wandern angedacht und ja, es ist schon soweit: an Wochenenden wird manchmal gewandert. Puls ist auf Hochtouren, der Kopf rot und hinterher schmerzen die Glieder… der Sex des alten Mannes. Im Gegensatz zu Sex ist es beim Wandern aber doof, wenn es sehr feucht ist und genau das steht morgen an, weshalb der alte Mann das Wandern abgesagt hat, um die morschen Knochen nicht noch mehr zu wässern.
Der Tag soll aber nicht gänzlich ohne körperliche Betätigung dahinplätschern, weshalb entweder Laufen oder eine Radtour als Alternative geplant sind. Je nach Laune und Kondition (Hallo Freitagabendrotwein). Laufen hat den Vorteil, dass es schneller erledigt ist (ein klares Plus bei dem Wetter) und einen größeren Teil des Körpers beansprucht, Radfahren dauert länger (was oft klasse, morgen wegen Wetter vielleicht doof, aber vielleicht trotzdem klasse ist. Man weiß es nicht), aber dafür landschaftlich reizvoller und man kann die Beanspruchung anhand der Strecke steuern. So oder so wird es eins der beiden werden. Was genau entscheidet sich spontan.

Man kann übrigens mittlerweile Wein via Amazon bestellen. Somit beinhaltete die heutige Lieferung also 2 Spannbettlaken für den Topper (weil neues Bett, das nun auch nicht mehr so neu ist, weil schon ein Jahr alt), eine Boxer-Shorts (keine Unterwäsche, sondern eine kurze Baumwollhose, die die Form der Hosen hat, die Boxer beim Boxen tragen) und 6 Flaschen Wein von zwei verschiedenen Winzern. Prime sei Dank portofrei. Bei der Weinbestellung steht übrigens sinngemäß, dass man anhand der Verpackung erahnen kann, was der Inhalt ist und ob man das gerne „neutral verpackt“ haben möchte. Im Klartext: die Nachbarn sollen nicht wissen, dass ich mir den Stoff direkt nach Hause liefern lassen. Da hat sich Amazon bestimmt von der Konkurrenz im Darknet inspirieren lassen. Ich gehe nicht davon aus, dass die Leute dort so verschicken, dass der Inhalt ersichtlich ist.

Der Wein kam unbeschadet an, die Boxershorts auch und gleiches gilt für die Spannbetttücher. Manchmal wäre ich gerne ein Algorithmus bei Amazon und würde mir aus der Bestellung eine schöne Geschichte basteln, aus der ich dann fürs nächste Mal eine Empfehlung ableite. Obwohl… da gabs schon wüstere Kombinationen. Das erklärt dann auch so manche Empfehlung auf der Amazon-Startseite.

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Donnerstag, 25. April 2019
Vielleicht wird der Sommer ja gar nicht so schlimm

Es war um kurz nach halb Fünf am Abend, also eigentlich gar nicht so spät, aber natürlich kenne ich die Schichten von Zugbegleitern nicht. Trotzdem war es noch zu früh für schlechte Laune, zumal Zugbegleiter das wahrscheinlich schon laut Arbeitsvertrag nicht haben dürfen. Wenn sich die miese Laune dann noch gegen eine alleinreisende Mutter mit ihren zwei kleinen, zwar etwas aktiven, aber eben doch Kindern richtet - und gehörlos verpufft, denn die Frau sprach kein Deutsch. Lief aber wohl grundsätzlich alles etwas suboptimal, denn eigentlich wäre laut Plan ein anderer Zug noch davor dran gewesen, der war aber nicht da und deshalb zuerst die Anzeigetafeln, dann die Reisenden und schließlich alle verwirrt, denn keiner wusste so recht, ob das der noch hätte einzutreffende Zug oder schon der darauffolgende, aber laut Tafel noch nicht daseinsollende Zug war. Es war der noch nicht daseinsollende (aber pünktliche).
Im Zug die Frau, die ich morgens immer am Gleis sehe und die abends anscheinend ähnlich früh Feierabend macht wie ich. Zu den anderen Pendlern scheint sie nicht zu gehören. Oder sie mag sie nicht. Oder die Pendler sie nicht. Wer weiß.
Heute hat sie das erste Mal gelacht. Sie saß einen Sitz vor mir und nach all der Verwirrung kam eine Durchsage, in welchem Zug man nun konkret säße. Es war der richtige und so kam es zu einem kurzen erleichterten Durchatmen, einem Blick nach hinten ihrerseits (und einem von mir nach vorne) und einem leisen Auflachen. Mehr Kontakt hatten wir noch nicht, aber hey: das Spätzündergen legt man auch auf seine alten Tage nicht ab; ich hab es immer noch. Wenn dazu noch Prokrastination kommt, ist das eine dramatische Kombination. Tinder ewig lange ignoriert und jetzt ständig Ausreden, wenn es um Wischen (und überhaupt agieren) geht… kein Wunder liegt mein Sexualleben brach, wie die Felder im anstehenden Dürresommer. Das ist jetzt vielleicht ein klitzekleines bisschen übertrieben… vielleicht wird der Sommer ja gar nicht so schlimm.

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Mittwoch, 24. April 2019
Die brüllende Frau und ihr Sohn

Sie trägt wallende Kleider, die bestimmt einem grell-leuchtend, nun nur noch abgetragene lange Fetzen sind, die Farben nicht definierbar, gedeckt zwar, aber nicht gewollt gedeckt wie es alte Damen eben tragen, sondern einfach nur verblichen. Die ganze Frau scheint verblichen, ihre Haare, ihr Gesicht, ihr Körper. Ihr Blick ist starr, die Augen weit aufgerissen, was noch extremer wirkt durch die eingefallenen Wangen. So läuft sie durch die Straßen hier. Und brüllt. Es sind ganze Sätze, die sie laut durch die Gegend schmettert, nur ergeben sie keinen Sinn. Als würde sie andere Dinge sehen, als der Rest der Welt und nun beschwert sie sich, warum nur niemanden auffällt, was da alles vor sich geht.
Immer mindestens zehn Schritte hinter ihr läuft ein Mann, Ende Dreissig würde ich schätzen, aber auch bei ihm ist das schwer. Er ist noch nicht so kaputt wie die Frau, aber auf dem besten Weg dahin. Er hat immer ein Bier in der Hand, eine Dose, niemals Flaschenbier und läuft mit genügend Sicherheitsabstand stoisch hinter der brüllenden Frau her. Wenn man nicht weiß, dass sie zusammengehören, fällt einem das gar nicht auf. Dann würde man es für ein zufällige Anhäufung von kaputten Gestalten an einem Ort halten, an dem die meisten eher innerlich denn physisch kaputt sind. Hier kommt beides zusammen. Wenn man allerdings um die familiären Umstände weiß, ergibt das Gebrülle dann doch einen Sinn. Nein, keinen Sinn, aber man weiß zumindest, an wen es interessiert ist, nur: den Sohn interessiert es auch nicht. Oder vielleicht sieht er die gleichen Dinge wie sie, genetisch bedingt sind sie sich ähnlich, und vielleicht hat er einfach resigniert, weil er merkt, dass es sonst niemanden interessiert. Nur seine Mutter und so folgt er ihr, ignoriert ihr Gebrülle und sieht zu, dass immer genug Dosenbier zur Hand ist, um das Geschrei erträglich zu halten. Und den ganzen Rest auch.

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