Dienstag, 30. Januar 2024
Ich bin die Ebbe!

Dafür, dass mein Job eigentlich aus zwei sehr strikt - auch zeitlich - getrennten Bereichen besteht, war ich seit der letzten Woche extrem einseitig unterwegs. Eigentlich sogar nur auf der einen Seite. Wäre ich ein riesiger Dampfer auf hoher See, müsste man davon ausgehen, dass die Ladung verrutscht ist und zwar auf eine sehr bedenkliche Weise.

Grundsätzlich wäre mir das egal: ich hasse beide Bereiche, aber es ist nun mal gewollt, dass es eine harte Aufteilung gibt. Steht sogar auf einem juristisch so gut wie nicht angreifbaren Papier, also sollte ich mich tunlichst auch daran halten. Nur müsste man das auch meinen Ansprechpartnern kommunizieren, damit die wissen, dass ich ein rares Gut bin, quasi wie Ebbe und Flut und wenn Flut ist und die Kinder nörgeln, weil Ebbe ja viel cooler sei, da könne man durch den Matsch und da wären Würmer und nicht nur das doofe Wasser, wo man ohnehin nicht drin schwimmen darf und das Wasser soll augenblicklich verschwinden, dann ist das ein hehres Anliegen der Nörgelkinder, aber selbst durch ein Potenzieren des Nörgelns ist nicht dran zu rütteln: das Wasser ist jetzt halt da und verschwindet erst wieder, wenn es Zeit dafür ist. Und genauso ist es bei mir, nur dass die Nörgler älter, aber keineswegs weniger nervig sind. Vielleicht sollte ich ab sofort jede Anfrage aus dem Bereich, der gerade nicht dran ist, mit „Ich bin die Ebbe!“ beantworten, befürchte aber, dass das neue Fragen aufwirft.

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Montag, 29. Januar 2024
If Genervt-Faktor = Sleep Score -> Cancel Day

Wenn der Tag mit einem verschütteten Kaffee startet, ist das eigentlich ein klares Zeichen, das keinesfalls ignoriert werden sollte. Bin trotzdem nicht wieder direkt ins Bett, sondern stattdessen ins Home Office (war nahezu der gleiche Weg). Keine gute Idee, wie sich beim Öffnen der Mailbox zeigt. Nicht nur das Ignorieren von Zeichen rächt sich - auch ein freier Freitag lädt zu Eskapaden der Gegenseite (= Kollegen und Kunden) ein. Die Kopfschmerzen waren vorher schon da, aber mit solchem Kram potenziert sich das. Ob ich das einen ganzen Tag durchstehe, ist noch nicht klar. Ob ich das den ganzen Tag durchstehen sollte auch nicht. Mein "Sleep Score" laut Uhr 96. Bei einem Höchstwert von 100 ist das nahe am Scheintod. So fühle ich mich auch; allerdings nach dem Aufstehen. Nun denn, starten wir mal in den Tag und schauen, was er bringt. Geht der Genervt-Faktor auf einen ähnlichen Wert wie der "Sleep Score" breche ich ab.

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Sonntag, 28. Januar 2024
Übergangsjacke, Zwiebelook und volle Blasen

Ist schon wieder die Zeit für Übergangsjacke? Was tun, wenn der Zwiebellook nicht mehr reicht? Es ist tragisch: tagsüber satte Plusgrade, hart an der Grenze zu zweistelligen Werten, nachts knackig kalt und deutlich unter Null Grad. Das bedeutet am Morgen (=jetzt): vom Raureif glatte Wege, gefrorene Scheiben, eisige Kälte. Man muss sich warm einpacken, wenn man sich zu einem Morgenlauf entschließt. Das Atmen fällt schwer, jeder Schritt will vorsichtig gemacht sein, was der Idee eines entspannten Laufs gänzlich entgegen spricht. In der Sonne wird es dann etwas wärmer, aber nur soweit, dass die Blase sich meldet - es ist aber schon noch ein gutes Stück bis zum Waldrand. Dort angekommen gestaltet es sich auch nicht ganz einfach; die Handschuhe von den Finger gepfriemelt und im Mund zwischen geparkt, der Knoten der Hose löst sich auch nur schwer und schon beim entspannenden (die Blase dankt) Erledigen dessen, wofür man sich minutenlang vorbereiten muss, dampft es, also würde man Atomkerne zum Kühlen ins Wasserbecken versenken. Naja, hat ja auch beides was mit Strahlkraft zu tun, aber ich glaube nicht, dass das der Grund ist.
Nachdem alles erledigt ist, muss man die Hose wieder leidlich zuknoten und versuchen die Handschuhe über die Hände zu bekommen. Ein letzter höflicher Gruss an die Spaziergänger, die natürlich gerade in dem Moment um die Ecke kamen, als man loslegte (und man(n) weiß: da ist nichts mehr mit Aufhören) und nun kopfschüttelnd an einem vorbeilaufen.
Tatsächlich ist der restliche Lauf entspannter. Das Adrenalin der plötzlichen Zuschauer des Naturschauspiels, die wärmende Anstrengung des sich Aus- und wieder Ankleidens (und wenn es nur der Knoten der Hose und die Handschuhe waren) und die nicht mehr nervende Blase sorgen eine gechillte Grundatmosphäre und es läuft sich völlig locker... bis die nächste Eisplatte kommt und es einen fast auf die Fresse legt.

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Samstag, 27. Januar 2024
Unerfüllte Hoffnung

Gestern die Autobiografie von Matthew Perry zu Ende gelesen. Der Schluss ist eine einzige Ode ans Leben, auf die Hoffnung, auf die Freundschaft und die Bereitschaft zum Glücklichsein. Ein Jahr später war er tot, ertrunken im Whirlpool, mit Ketamin im Blut und einem Herzen, das das alles nicht mehr konnte.
Ich habe Chandler geliebt. Nein, zuallerst mal habe ich Friends geliebt. Das ist neben Seinfeld (und der Schwarzwaldklinik) die einzige Serie, von der ich alle Folgen gesehen habe. Wie großartig war die WG von Chandler und Joey. Wer hätte da nicht mit einziehen wollen. Wie dämlich stellte sich Chandler oft an... Hallo Seelenverwandter. Wie beschissen lief das meistens mit Chandler und den Frauen. Willkommen im Club. Es gibt eine Folge mit Joey und Chandler, es geht um Kathy und es hat mich damals einfach umgehauen. Das war - zusammen mit dem Finale - der größte Moment, aber es gab noch viele andere große Momente.
Auch für Matthew Perry war Friends - natürlich - prägend. Wie sollte es auch anders sein. Interessanterweise bricht er es auch immer auf die Kohle runter. Okay, 1 Million pro Folge (= pro Woche)... da kann man tatsächlich nicht meckern, aber gerettet hat ihn all das Geld am Ende auch nicht. Vielleicht sogar im Gegenteil: mit solchen Unsummen an Geld kommt man wahrscheinlich leichter an Drogen als ein Normal- oder bei Drogen wahrscheinlich auch öfter der Fall Garnicht-Verdiener. Und man kann sich sehr exquisite Entzugseinrichtungen rund um die Welt leisten (die am Genfer See stelle ich mir ganz nett vor). Aber auch die haben offensichtlich nicht geholfen.

Es ist ein erfrischendes Buch (man hört Chandler reden, während man es liest), mit einem eigentlich hoffnungsvollen Ende. Hat sich leider nicht erfüllt, diese Hoffnung. Das tut mir leid für ihn.

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Freitag, 26. Januar 2024
Weit am Bauch, eng im Schritt

Meine Güte, war ich heute schon produktiv. Es ist halb Zehn und ich war schon sowohl für mich, wie auch für meine coronaerkrankte Mutter einkaufen, war im Getränkemarkt, habe alte Batterien weggebracht, eine Rücksendung veranlasst und auf den Weg gebracht, die Einkäufe an zwei Standorten verräumt, den zweiten Kaffee in der Hand und hab mein Tagwerk insoweit geschafft, als dass die wichtigsten Dinge erledigt sind. Die Pflicht ist durch, der Rest ist Kür. Ein Teil der Kür ist der Morgenlauf, der zum Mittagslauf wird, je länger ich für den Kaffee braucht und je nachdem, wie es sich mit der Kaffeelust im Anschluss verhält, sprich: es ob es noch einen Folgekaffee verhält.

Bin am Überlegen, ob ich die Laufroute heute etwas ändere. Normalerweise laufe ich in rainman-esquer Art und Weise immer die gleiche Strecke. Es gibt minimale Abweichungen, aber die eigentlich nur, um die Entfernung zu variieren - je nach Lust und/oder Zeit - aber grundsätzlich ist es immer gleich. Man sieht das auch bei den Daten auf der App: anhand der Route auf einer Karte könnte man die Touren nicht unterscheiden. Naja, Rain Man wahrscheinlich schon, weil ich mal hier einen Schritt zu weit links war und bei jenem Lauf an einer anderen Stelle ausgeatmet habe als an einer anderen. Aber ansonsten kenne ich jeden Stein auf dem Weg, jeden Maulwurfhügel, jeden Baum, jeden Strauch. Heute könnte ich aber vielleicht mal einen anderen Weg einschlagen. Dafür müsste ich aber ein schönes Laufoutfit anziehen, die Schuhe putzen und so elegant laufen, als wäre es in meinen Genen einprogrammiert, vor Eleganz beim Laufen zu strotzen. Schweiß darf gerne dabei sein, aber wohl dosiert. Es soll nach einem Hauch von Anstrengung aussehen, aber einer Anstrengung, die gewollt ist und die man völlig im Griff hat. Auf meinen Lippen müsste ein Lächeln erstrahlen, die Kleidung müsste Problemzonen kaschieren und die Pluspunkte unterstreichen (weit um den Bauch rum, eng im Schritt). Und dann würde ich an den Kameras vorbeilaufen und vielleicht käme ich dann im Fernsehen. Der Anlass, weshalb Kameras herumstehen ist kein schöner und eigentlich stehen hier nie Kameras herum. Momentan aber leider schon. Und vielleicht möchte ich da auch gar nicht durchs Bild huschen. Vielleicht nehme ich doch meine normale Route und mache es wie immer. Die Hasen und Vögel und Schafe auf meiner üblichen Tour würden mich sonst ja auch vermissen und das möchte ich natürlich nicht.

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