Freitag, 14. Juni 2024
Ist der Arzt krank, fällt der Termin

Anruf um 7.45 Uhr. Der Termin in der Klinik für den Vormittag wird abgesagt. Der Arzt ist krank, es gibt keine Vertretung. Da haben wir wohl alle umsonst vom Balkon geklatscht.
Die Nachricht trifft mich unvorbereitet und haut mich direkt aus den Latschen. Es ist kein extrem wichtiger Termin; die OP ist gelaufen, es war alles okay und das heute nur zur Kontrolle. Und trotzdem bringt es mich an eine Grenze. Ich möchte wissen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist und vor allem möchte ich ein ärztliches Go für Laufen. Das sollte ich unterlassen, zumindest am Anfang, aber wie lange ist "am Anfang"? Zeitlich gesehen ist es schon lange vorbei, aber ist dem auch so aus medizinischer Sicht? Deshalb habe ich auf den heutigen Termin hingefiebert, ich wollte das Ok.

Mir fehlt das Laufen ungemein. Wie ausgleichend es wirkt, wie es die Systeme einnordet, wie es Ruhe in alles bringt, merkt man erst, wenn es nicht mehr da ist. Und es hängt soviel mit dran. Dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt, gilt auch umgekehrt.

Gerade kam der angekündigte zweite Anruf. Neuer Termin ist nächste Woche. Mitten am Tag, aber das ist mir egal. Geht halt nicht anders, also muss bin ich da krank. Die Dankbarkeit hält sich von Seiten AG gerade eh in Grenzen, insofern habe ich sogar nur ein kleines schlechtes Gewissen. Gesundheit geht vor. Sagt man sich viel zu oft und agiert viel zu selten entsprechend. Immerhin das habe ich gelernt. So ein bisschen zumindest.

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Mittwoch, 12. Juni 2024
Automaten

Dieses Automatengedöns allerorten ist ähnlich nervig wie E-Scooter in der Stadt, mit dem Vorteil, dass sie nicht überall im Weg rumstehen. Mittlerweile sind nun auch einige von den Dingern in einen ehemaligen Vorraum einer Bank eingezogen. Da wo man vorher Geld holen konnte, kann man es nun lassen. Das Angebot richtet sich bevorzugt an Jugendliche oder Kiffer (oder in Kombi): viel Süßkram, viele Süßgetränke, Chips, E-Shishas und dazugehöriges Material. Immerhin kein Lachgas oder umgemodeltes LSD, andererseits: Markt, Nachfrage und so. Aber so frei darf die Marktwirtschaft hier dann doch nicht sein - oder die Aufsteller trauen sich nicht. Ich tippe auf letzteres: lieber das Geld mitnehmen, das auch so geht anstatt eventuell den Standort zu verlieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, stehen die Dinger immer auf privatem Gelände. Dass diese Teile herumstehen, ist für die Grundstückseigentümer wahrscheinlich schon stressig genug - gerade hier auf dem platten Land - aber wenn es da noch semi-legale Drogen gäbe... das wäre fast wie die Tochter des Bürgermeisters geschwängert haben und nicht heiraten wollen. Somit stehen diese Dinger hier also rum, es gibt nur "normalen" Mist und bisher keinen Aufschrei im Ort. Liegt vielleicht auch daran, dass es nicht unbedingt auffällt. Da hängt zwar ein großes Schild, aber unter einer Durchfahrt; von der Straße aus sieht man das nicht. Das Klientel wird trotzdem davon wissen. Aber meinetwegen. Tut ja keinem weh und wer den nächtlichen Süßhunger kennt und nicht alles dafür getan hätte, diesen zu stellen, werfe das erste Snickers.

Hier um die Ecke steht auch ein einzelner Automat. Einfach so, direkt vor einem Eingang zu einer Garage unter einem Vordach an einer Straße, die direkt an die Felder angrenzt. Da kommt wirklich nur jemand hin, der entweder da hinten wohnt oder einen Hund hat. Oh, und es gibt jetzt so einen Art "Musicclub" nicht allzu weit weg. Da sind gelegentlich kleine Konzerte von lokalen Bands. Vielleicht sind das die avisierten Käufer: Gassigeher und angeschickerte Konzertnachhausegeher. Auch hier gilt: meinetwegen. Der Vorteil von den Dingern ist ja, dass sie nicht wirklich stören und - so sagte man mir - die Preise nicht exorbitant übertrieben teuer sind. Na dann...

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Montag, 10. Juni 2024
Absurd

Die Ergebnisse der Europawahl machen mich fertig. Die Zahlen aus den anderen Ländern, aus Deutschland und die aus dem Kaff hier sowieso. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, woran man sich hier stört, dass man der Meinung ist, die rechten Idioten würden irgendwas auch nur einen Deut besser machen. Wir haben hier keine exorbitant hohe Arbeitslosigkeit, keine Ausländer, die einem den Job wegnehmen, es gibt keine Mengen an anders aussehenden Menschen, die durch die Straßen ziehen und nichts tun (Stichwort: Faulheit), zuviel tun (Stichwort: nehmen uns die Arbeit weg), die Kriminalitätsrate dürfte nicht übermäßig hoch sein (Stichwort: man ist ja nicht mehr sicher) und bisher wurde meines Wissens nach niemand gezwungen, sich ein E-Auto zu kaufen, noch ist Gendern ein Thema... eigentlich ist es so, wie es die rechten Idioten gerne hätten. Vielleicht doch noch ein paar Ausländer zuviel, aber das liegt an dem woken Unternehmen ganz in der Nähe; da muss man ein bisschen nachsichtig sein... wenn die weggehen, sind auch die Steuereinnahmen weg und Geld ist ja immer gut. Sieht man ja auch bei den beiden rechten Idioten, die nun ins Europaparlament einziehen (gewählt von den rechten Idioten hier im Kaff): da nimmt doch gerne mal was von den Russen und/oder den Chinesen.

Ach egal, ich rege mich nicht mehr auf (ich versuche es zumindest). Okay, der Puls wird wahrscheinlich wieder in astronomische Höhen schnellen, wenn die Zahlen für Kreis- und Gemeindetag kommen. Speziell letzteres wird spannend. Die Kandidaten für die blauen Rechten waren unterste Kanone. Sollten wirklich genug Leute der Meinung gewesen sein, dass diese Typen eine gute Idee wären, um sich um die Belange der Gemeinde zu kümmern, weiß ich nicht mehr weiter. Die hielten es noch nicht mal für nötig, auch nur einen Hauch von Wahlkampf zu machen. Klar, so ein Nagelstudio frisst enorm viel Zeit und auch bei Rentnern steht viel auf dem Programm den ganzen Tag. Eigentlich war ich ja froh, denen nicht beim Einkaufen über den Weg, sprich vor den Stand zu laufen. Aber mir war auch nicht klar, dass ich mir ernsthaft Gedanken machen müsste, dass es die vielleicht wirklich in den Gemeinderat schaffen.

Es ist so absurd.

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Sonntag, 9. Juni 2024
Dirndl bei AC/DC

Andreas Gabalier stand nie ganz oben auf der Konzerte, die ich unbedingt mal sehen wollte, bevor ich abtrete, aber nun war ich trotzdem dort. Es war ein Open Air, das Wetter gut, ich habe eine Lederhose, die nicht oft zum Einsatz kommt, obwohl das eins der Kleidungsstücke ist, das mir sogar einigermaßen steht (bin wohl doch ein Naturbursche) und die Aussicht auf die Aussicht, die Dirndl bieten kann man in Summe durchaus als gute Argumente für ein Gabalier-Konzert sehen. Man kann zu der Musik stehen, wie man möchte, aber Stimmung erzeugen kann der Mann. Und damit meine ich nicht eine Mia san mia-volksdudelige Stimmung, sondern eine Gutelaunehachistdaslebennichtschön-Stimmung. Das Publikum ist bunt gemischt, erstaunlich viele Kinder (Hulapalu zeigt Wirkung), eine Unmenge an Teenie-Girlies und jungen Frauen, aber auch ein sehr großer Teil an 60+ Leuten. Und alle guter Dinge und in wohliger Glückseligkeit. Und man muss kein Hardcore-Fan der Musik sein, um das Konzert zu mögen. Dafür sorgt Gabalier nebst Band schon durch musikalische Einschübe gänzlich fremder Genres (AC/DC, Tina Turner, Proclaimers). Außerdem ist das alles handwerklich gut gemacht und wo Leute arbeiten, die etwas können, nimmt man das eh meist wohlwollend zur Kenntnis. Nach zweieinhalb Stunden war das Konzert noch im Gange, aber ich auf dem Weg zum Parkplatz. Der angekündigte Regen verschonte zwar das Konzert, aber es fühlte sich so an, dass er es sich zum Ende doch noch anders überleben wollte. Außerdem ist es immer nervig, wenn so eine Menge an Menschen zeitgleich aufbricht (es dürften so um die zwanzigtausend gewesen sein). Und tatsächlich: nach den ersten Kilometern auf dem Heimweg kam der Regen in sehr ausgiebiger Form. Glück gehabt. Und den richtigen Riecher.

War also ein schöner Abend, kann man mal machen. Nicht ständig, aber so ab und an. Blöd, dass Dirndl nur in diesem Genre vertreten sind. Die würden sich doch auch bei einem AC/DC-Konzert oder einer Stuckrad Barre-Lesung gut machen. Aber man kann wohl nicht alles haben.

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Samstag, 8. Juni 2024
Süß ist es schon

Am Hinterkopf hat sie eine kahle Stelle, so wie Babys sie haben und sie hat sie aus den gleichen Gründen. Wenn man über Wochen die meiste Zeit nur liegt, dann passiert das. Normalerweise sieht man diese Stelle nicht unbedingt, das restliche Haar ist strahlend weiß (wie bei ihrer Mutter früher, das gleiche schlohweiße Haar) und wann schaut man den Leuten schon auf den oberen Teil des Hinterkopfes. Mir fiel es auf, als ich sie im Rollstuhl vor mir herschob. Es sieht süß aus, auch wegen der Analogie zu Babyköpfen. Ich lächle und überlege, ob ich das ansprechen soll, entscheide mich aber dagegen. Gerade ist alles sehr fragil; selbst positive oder auch nur niedliche Nachrichten können einen emotionalen Tsunami auslösen. Ich behalte es für mich. Aber süß ist es schon.

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