Montag, 17. Juni 2024
Bin jetzt MItglied

Ich bin nun also Mitglied in einem großen deutschen Fußballverein. Passend zur EM. Ziemlich cool für jemanden, der von Fußball nur bedingt Ahnung hat. Ich kenne die Anzahl der Menschen, die maximal auf dem Platz stehen dürfen, weiß, dass mit nur einem Ball auf zwei Tore gespielt wird, es gibt Halbzeit und Abseits und so. Aber diesen ganzen taktischen Kram kapiere ich nicht. Habe mich auch nie damit befasst. Beim firmeninternen Tippspiel zur gerade stattfindenden EM offenbart sich das gnadenlos: Vorletzter Platz und letzter ist jemand, die/der ständig vergisst zu tippen. Aber egal: ich bin nun trotzdem Mitglied eines großen deutschen Fußballvereins. Der ist geografisch so weit weg, dass ich so gut wie gar nicht in die Verlegenheit komme, Spiele des Vereins live anschauen zu müssen. Ich besitze auch keine Abos für die tausend Streaming-Dienste, die es braucht, um Fußball der großen deutschen Fußballvereine zu schauen. Aber ich weiß ja, wie Videotext funktioniert, also werde ich immer up to date sein - wenn ich dran denke, dass die gerade spielen. Aber als Mitglied wird man da doch sicher informiert. Da ruft jemand an oder so.
Ich hab mir auch schon Ausweisschutzfolie bestellt. So ein Mitgliedsausweis ist nämlich aus Papier (die von meinem Verein zumindest) und Papier ist ein Sensibelchen. Dachte eigentlich, da käme eine Scheckkarte. Mit Digitalfunktion zum Geld draufbuchen und Stadionkarten hinterlegen. Dem ist aber nicht so: er ist aus Papier und man muss noch ein Passbild draufkleben. Alles in allem also wie damals beim YPS-Detektivausweis. Den fand ich auch cool. Wie meinen neuen Mitgliedsausweis für einen großen deutschen Fußballverein. Freue mich schon fast ein bisschen drauf, wenn bald der Mitgliedsbeitrag abgebucht wird.

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Freitag, 14. Juni 2024
Ist der Arzt krank, fällt der Termin

Anruf um 7.45 Uhr. Der Termin in der Klinik für den Vormittag wird abgesagt. Der Arzt ist krank, es gibt keine Vertretung. Da haben wir wohl alle umsonst vom Balkon geklatscht.
Die Nachricht trifft mich unvorbereitet und haut mich direkt aus den Latschen. Es ist kein extrem wichtiger Termin; die OP ist gelaufen, es war alles okay und das heute nur zur Kontrolle. Und trotzdem bringt es mich an eine Grenze. Ich möchte wissen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist und vor allem möchte ich ein ärztliches Go für Laufen. Das sollte ich unterlassen, zumindest am Anfang, aber wie lange ist "am Anfang"? Zeitlich gesehen ist es schon lange vorbei, aber ist dem auch so aus medizinischer Sicht? Deshalb habe ich auf den heutigen Termin hingefiebert, ich wollte das Ok.

Mir fehlt das Laufen ungemein. Wie ausgleichend es wirkt, wie es die Systeme einnordet, wie es Ruhe in alles bringt, merkt man erst, wenn es nicht mehr da ist. Und es hängt soviel mit dran. Dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt, gilt auch umgekehrt.

Gerade kam der angekündigte zweite Anruf. Neuer Termin ist nächste Woche. Mitten am Tag, aber das ist mir egal. Geht halt nicht anders, also muss bin ich da krank. Die Dankbarkeit hält sich von Seiten AG gerade eh in Grenzen, insofern habe ich sogar nur ein kleines schlechtes Gewissen. Gesundheit geht vor. Sagt man sich viel zu oft und agiert viel zu selten entsprechend. Immerhin das habe ich gelernt. So ein bisschen zumindest.

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Mittwoch, 12. Juni 2024
Automaten

Dieses Automatengedöns allerorten ist ähnlich nervig wie E-Scooter in der Stadt, mit dem Vorteil, dass sie nicht überall im Weg rumstehen. Mittlerweile sind nun auch einige von den Dingern in einen ehemaligen Vorraum einer Bank eingezogen. Da wo man vorher Geld holen konnte, kann man es nun lassen. Das Angebot richtet sich bevorzugt an Jugendliche oder Kiffer (oder in Kombi): viel Süßkram, viele Süßgetränke, Chips, E-Shishas und dazugehöriges Material. Immerhin kein Lachgas oder umgemodeltes LSD, andererseits: Markt, Nachfrage und so. Aber so frei darf die Marktwirtschaft hier dann doch nicht sein - oder die Aufsteller trauen sich nicht. Ich tippe auf letzteres: lieber das Geld mitnehmen, das auch so geht anstatt eventuell den Standort zu verlieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, stehen die Dinger immer auf privatem Gelände. Dass diese Teile herumstehen, ist für die Grundstückseigentümer wahrscheinlich schon stressig genug - gerade hier auf dem platten Land - aber wenn es da noch semi-legale Drogen gäbe... das wäre fast wie die Tochter des Bürgermeisters geschwängert haben und nicht heiraten wollen. Somit stehen diese Dinger hier also rum, es gibt nur "normalen" Mist und bisher keinen Aufschrei im Ort. Liegt vielleicht auch daran, dass es nicht unbedingt auffällt. Da hängt zwar ein großes Schild, aber unter einer Durchfahrt; von der Straße aus sieht man das nicht. Das Klientel wird trotzdem davon wissen. Aber meinetwegen. Tut ja keinem weh und wer den nächtlichen Süßhunger kennt und nicht alles dafür getan hätte, diesen zu stellen, werfe das erste Snickers.

Hier um die Ecke steht auch ein einzelner Automat. Einfach so, direkt vor einem Eingang zu einer Garage unter einem Vordach an einer Straße, die direkt an die Felder angrenzt. Da kommt wirklich nur jemand hin, der entweder da hinten wohnt oder einen Hund hat. Oh, und es gibt jetzt so einen Art "Musicclub" nicht allzu weit weg. Da sind gelegentlich kleine Konzerte von lokalen Bands. Vielleicht sind das die avisierten Käufer: Gassigeher und angeschickerte Konzertnachhausegeher. Auch hier gilt: meinetwegen. Der Vorteil von den Dingern ist ja, dass sie nicht wirklich stören und - so sagte man mir - die Preise nicht exorbitant übertrieben teuer sind. Na dann...

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Montag, 10. Juni 2024
Absurd

Die Ergebnisse der Europawahl machen mich fertig. Die Zahlen aus den anderen Ländern, aus Deutschland und die aus dem Kaff hier sowieso. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, woran man sich hier stört, dass man der Meinung ist, die rechten Idioten würden irgendwas auch nur einen Deut besser machen. Wir haben hier keine exorbitant hohe Arbeitslosigkeit, keine Ausländer, die einem den Job wegnehmen, es gibt keine Mengen an anders aussehenden Menschen, die durch die Straßen ziehen und nichts tun (Stichwort: Faulheit), zuviel tun (Stichwort: nehmen uns die Arbeit weg), die Kriminalitätsrate dürfte nicht übermäßig hoch sein (Stichwort: man ist ja nicht mehr sicher) und bisher wurde meines Wissens nach niemand gezwungen, sich ein E-Auto zu kaufen, noch ist Gendern ein Thema... eigentlich ist es so, wie es die rechten Idioten gerne hätten. Vielleicht doch noch ein paar Ausländer zuviel, aber das liegt an dem woken Unternehmen ganz in der Nähe; da muss man ein bisschen nachsichtig sein... wenn die weggehen, sind auch die Steuereinnahmen weg und Geld ist ja immer gut. Sieht man ja auch bei den beiden rechten Idioten, die nun ins Europaparlament einziehen (gewählt von den rechten Idioten hier im Kaff): da nimmt doch gerne mal was von den Russen und/oder den Chinesen.

Ach egal, ich rege mich nicht mehr auf (ich versuche es zumindest). Okay, der Puls wird wahrscheinlich wieder in astronomische Höhen schnellen, wenn die Zahlen für Kreis- und Gemeindetag kommen. Speziell letzteres wird spannend. Die Kandidaten für die blauen Rechten waren unterste Kanone. Sollten wirklich genug Leute der Meinung gewesen sein, dass diese Typen eine gute Idee wären, um sich um die Belange der Gemeinde zu kümmern, weiß ich nicht mehr weiter. Die hielten es noch nicht mal für nötig, auch nur einen Hauch von Wahlkampf zu machen. Klar, so ein Nagelstudio frisst enorm viel Zeit und auch bei Rentnern steht viel auf dem Programm den ganzen Tag. Eigentlich war ich ja froh, denen nicht beim Einkaufen über den Weg, sprich vor den Stand zu laufen. Aber mir war auch nicht klar, dass ich mir ernsthaft Gedanken machen müsste, dass es die vielleicht wirklich in den Gemeinderat schaffen.

Es ist so absurd.

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Sonntag, 9. Juni 2024
Dirndl bei AC/DC

Andreas Gabalier stand nie ganz oben auf der Konzerte, die ich unbedingt mal sehen wollte, bevor ich abtrete, aber nun war ich trotzdem dort. Es war ein Open Air, das Wetter gut, ich habe eine Lederhose, die nicht oft zum Einsatz kommt, obwohl das eins der Kleidungsstücke ist, das mir sogar einigermaßen steht (bin wohl doch ein Naturbursche) und die Aussicht auf die Aussicht, die Dirndl bieten kann man in Summe durchaus als gute Argumente für ein Gabalier-Konzert sehen. Man kann zu der Musik stehen, wie man möchte, aber Stimmung erzeugen kann der Mann. Und damit meine ich nicht eine Mia san mia-volksdudelige Stimmung, sondern eine Gutelaunehachistdaslebennichtschön-Stimmung. Das Publikum ist bunt gemischt, erstaunlich viele Kinder (Hulapalu zeigt Wirkung), eine Unmenge an Teenie-Girlies und jungen Frauen, aber auch ein sehr großer Teil an 60+ Leuten. Und alle guter Dinge und in wohliger Glückseligkeit. Und man muss kein Hardcore-Fan der Musik sein, um das Konzert zu mögen. Dafür sorgt Gabalier nebst Band schon durch musikalische Einschübe gänzlich fremder Genres (AC/DC, Tina Turner, Proclaimers). Außerdem ist das alles handwerklich gut gemacht und wo Leute arbeiten, die etwas können, nimmt man das eh meist wohlwollend zur Kenntnis. Nach zweieinhalb Stunden war das Konzert noch im Gange, aber ich auf dem Weg zum Parkplatz. Der angekündigte Regen verschonte zwar das Konzert, aber es fühlte sich so an, dass er es sich zum Ende doch noch anders überleben wollte. Außerdem ist es immer nervig, wenn so eine Menge an Menschen zeitgleich aufbricht (es dürften so um die zwanzigtausend gewesen sein). Und tatsächlich: nach den ersten Kilometern auf dem Heimweg kam der Regen in sehr ausgiebiger Form. Glück gehabt. Und den richtigen Riecher.

War also ein schöner Abend, kann man mal machen. Nicht ständig, aber so ab und an. Blöd, dass Dirndl nur in diesem Genre vertreten sind. Die würden sich doch auch bei einem AC/DC-Konzert oder einer Stuckrad Barre-Lesung gut machen. Aber man kann wohl nicht alles haben.

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Samstag, 8. Juni 2024
Süß ist es schon

Am Hinterkopf hat sie eine kahle Stelle, so wie Babys sie haben und sie hat sie aus den gleichen Gründen. Wenn man über Wochen die meiste Zeit nur liegt, dann passiert das. Normalerweise sieht man diese Stelle nicht unbedingt, das restliche Haar ist strahlend weiß (wie bei ihrer Mutter früher, das gleiche schlohweiße Haar) und wann schaut man den Leuten schon auf den oberen Teil des Hinterkopfes. Mir fiel es auf, als ich sie im Rollstuhl vor mir herschob. Es sieht süß aus, auch wegen der Analogie zu Babyköpfen. Ich lächle und überlege, ob ich das ansprechen soll, entscheide mich aber dagegen. Gerade ist alles sehr fragil; selbst positive oder auch nur niedliche Nachrichten können einen emotionalen Tsunami auslösen. Ich behalte es für mich. Aber süß ist es schon.

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Freitag, 7. Juni 2024
Gartenarbeit = Zen

Nach zwei Stunden Gartenarbeit und drei Säcken Grünschnitt festgestellt: Die Arbeit im Garten, in der Natur, im Grünen ist Zen... von wegen! Es ist Mist, es ist nervig, staubig und laut und überall ist Gras, das Zeug hängt an und in den Klamotten, im Gesicht, in den Haaren, der Rücken tut in kürzester Zeit weh und da wo man den Grünschnitt abgeben kann, sind nur andere Idioten wie man selbst, die es exakt genauso sehen. Zen. Am Arsch mit Zen. Der einzige Pluspunkt ist, dass die Nachbarn nicht mehr so anklagend schauen; dabei sollten sie doch froh sein: durch meinen Wildwuchs sieht ihr mit Messband gemähter Wimbledon-Rasen doch gleich nochmal schöner aus. Sah, denn nun ist zumindest mal ein großer Teil des Gartens auch halbwegs ordentlich. Naja, es ist nicht mehr so viel Gestrüpp da und das, das noch da ist, ist kürzer. Der Nachbarsrasen kommt immer noch um Welten besser daher, aber das sei ihm und den Nachbarn auch gegönnt. Die haben heute anscheinend frei; vielleicht ist auch das Kind krank und deshalb nicht im Kindergarten. Jedenfalls waren um 8 Uhr am Morgen die Rolläden noch unten. Das sind so normale Rolläden, die den Raum dahinter abdunkeln. Schall lassen sie aber schon noch durch. Ich gehe also davon aus, dass der Rasenmäher gut zu hören war. Ich bin zur Sicherheit nochmal über ein paar holzige Äste damit; das ist nochmal ein Stück lauter. Hach, das ist doch bestimmt super, wenn man aufsteht, den Rolladen nach oben macht und beim Blick aus dem Fenster sieht man den ehemals wild wuchernden Garten des Nachbarn ordentlich zurecht gestutzt. Klar wäre länger schlafen super gewesen und das kranke Kind quengelt schon wieder, aber man kann nicht alles haben.

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Donnerstag, 6. Juni 2024
Katzen und Pandas

Gewählt habe ich, jetzt mute ich den ganzen Politikmist auf allen Kanälen. Ich will keine Politiker über Terror von links, rechts, dieser oder jener Religion schwafeln hören, ich will keine Politiker in Gummistiefeln mehr sehen, mir ist es egal, wer was wo von sich gibt, die ganzen Schnipsel aus Talkshows, Magazinen, Interviews sind mir egal und ich hoffe, dass ich bald schlau genug bin, mir nicht mehr die Artikel auf SpOn und Co. zu geben. Mein Werk ist vollbracht, mehr kann ich gerade nicht tun. Okay, das waren nur Gemeinde-, Kreistags- und Europawahl, aber eben doch Wahlen. Und ich hab gewählt, das reicht oder um es mit den Worten von Prof. Drosten zu sagen: Ja, ist gut jetzt.

Das gleiche gilt übrigens auch für internationale Politik. Mir ist es egal, was dieser orange Trottel oder sein vor laufenden Kameras sterbender Gegenpart machen, von mir aus können die Niederländer ihren blonden Clown durch die Gegend poltern lassen und auch Italien soll machen, was es will (solange es keine Einreiseverbote gibt und der Urlaub dort nicht teurer wird). Ich bin raus, jetzt muss die Welt mal ohne mich zurecht kommen.

Warum ich das so handhaben möchte, hat einen ganz einfachen Grund: es tut mir nicht gut. Das ist untertrieben. Es tut mir nicht nur nicht gut, es macht mich fertig. Es ist ein düsteres, unheilvolles, ganz übles Rabbit Hole, in das man ganz leicht rein, aber nur schwer wieder rauskommt. Und es hat fiese Nebengänge und der Dreck und Müll aus diesem Rabbit Hole setzt sich überall ab - auch außerhalb des eigentlichen Rabbit Holes und dann wundert man sich, warum die Laune so seltsam ist, wieso es einem nicht gut geht und wieso Dinge so sind, wie sie sind und wieso man nichts ändert und man wundert sich, warum man nichts dagegen tut, so schwer ist das doch eigentlich gar nicht, aber doch, es ist schwer. Und natürlich sind diese ganzen negativen Nachrichten überall nur ein Teil eines großen Komplexes, aber sie sind eben ein Teil davon und dieser Teil lässt sich ganz gut abschalten. Keine aufmerksamkeitsheischende Pöbler mehr, ein großzügiges Muten in den sozialen Medien, nur noch Videos von Katzen und Pandas. Und irgendwann ist es dann auch vielleicht wieder gut.

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Mittwoch, 5. Juni 2024
Plan mit Prio

Dass ich prokrastiniere weiß ich schon lange. Dass es so schlimm ist, dass es auffällt, war mich nicht klar. Ist natürlich doof, aber vielleicht auch ein Tritt in den Hintern, der den Ausschlag gibt, dem Mist endlich Herr zu werden. So schlimm ist es allerdings nicht; es bleibt nichts liegen, nur sind die Prios falsch verteilt. Mach Sachen? Echt? Ja! Und das ist ziemlich dämlich, denn die Prios gibt es nicht aus simpler Lust und Laune, sondern aus guten Gründen.
Es gibt nun neben Prios auch einen Plan. Einen hoffentlich funktionierenden Plan. Die Umsetzung des Plans hat Prio 1... und daran könnte es eventuell scheitern. Quatsch, ich bin guter Dinge (bzw. rede mir ein guter Dinge zu sein) und gebe mein Bestes - und das möglichst in der bestmöglichen Reihenfolge.

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Dienstag, 4. Juni 2024
Heute gehts eigentlich

Nach einer gefühlten Ewigkeit wieder unterwegs ins Büro. Manchmal muss das sein, sagen sie und es stimmt: manchmal muss das wirklich sein. Wenn der Weg dahin nicht wäre. Immerhin kam der Zug pünktlich. Wir sind zwar im Süden, aber noch soweit südlich, dass die Hochwasser der Bahn hier einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten. Das heißt nicht, dass die Züge nicht doch immer wieder mal ausfallen, aber das liegt dann an fehlendem Personal oder einer ausgefallenen Leitstelle (wegen fehlendem Personal) und nicht an Hochwasser. Heute fährt der Zug aber und er war sogar zwei Minuten früher da. Der halbe Gleis hat die Köpfe verdreht auf der Suche nach der versteckten Kamera. War aber anscheinend nur ein Versehen und wird sicher nicht mehr vorkommen.
Die hübsche Frau ist auch wieder da. Schwarz ist eindeutig ihre Lieblingsfarbe. Zumindest heute. Ich erinnere mich auch an ein hellblaues Oberteil, aber auch da war der Rest schwarz. Der Rock, die Strümpfe, die glänzenden Lackschuhe, die Jacke. Heute ist es eine schwarze Hose, schwarze Sneakersocken und schwarze Halbschuhe (auch glänzend, aber es sind andere). Alles schwarz. Außer die Haare, die sind blond, glatt und lang und frisch gewaschen. Wenn man lange Haare wäscht, dauert es lange, bis sie richtig trocken sind. Ihre haben noch einen leicht feuchten Schimmer, aber das ist nicht schlimm: es ist nicht kalt. Außerdem habe ich gelesen, dass dieses Nasse Haare - Rausgehen - Krank gar nicht stimmt. Man wird von Bakterien und Viren krank, aber nasse Haare und damit rausgehen macht nichts. Trotzdem besser, dass es heute nicht so kalt ist. Sicher ist sicher.

Sie macht etwas auf ihrem Handy. Die meisten machen etwas auf ihrem Handy. Die anderen schlafen, lesen oder unterhalten sich. Nur wenige schauen aus dem Fenster und beobachten die Landschaft. Da der Zug aber immer die gleiche Strecke fährt, kennt man die Landschaft irgendwann und es wird langweilig. Ich mag das. Never change a running system, never change a good looking landschaft. Langeweile ist eh nicht so schlecht wie ihr Ruf. Es lebe die Langeweile.

Am Bahnhof wird die hübsche Frau nach rechts abbiegen, mein Weg führt nach links. Am späten Nachmittag wird man wieder aufeinander treffen. Auf dem Gleis, beim Warten auf den Zug nach Hause. Vielleicht sollte ich ihr gleich ein „Bis später“ zurufen, aber es das ist wahrscheinlich sehr cringe und ein Dienstag sollte nicht gleich am Morgen cringe anfangen. Also lieber nicht. Reicht ja auch, wenn ich nett lächle. Ist ja auch manchmal schon anstrengend genug. Wobei... heute gehts eigentlich.

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