Donnerstag, 3. Dezember 2020
Ungebetene Flyer

Bei uns hier werden Flyer von der Querdenker-Szene in die Briefkästen geworfen. Da das händisch und nicht via Post geschieht, gibt es also anscheinend auch hier Trottel, die der Meinung sind, dass ein schäbiger HNO-Arzt aus der Pampa mehr Ahnung von Viren hat, als alle anderen Ärzte zusammen. Schade, dass ich nicht gesehen habe, wer mir dieses Machwerk in den Briefkasten warf: bei dieser Sache bin ich gerne zu Diskussionen bereit. Wobei... wahrscheinlich auch nur kurz, mir ist dieses Gelaber schnell zuwider. Das ist auch der Grund, warum ich nicht zu den Gegendemos gehe, die hier in der Gegend immer zeitgleich mit den Schwurbler-Demos stattfinden: ich würde aggressiv und das tut der Sache nicht gut. Kriege ja jetzt schon Puls, wenn ich an diese rechten Typen denke, die plötzlich ihre Liebe fürs Grundgesetz entdeckt haben.
Es ist weiterhin nicht einfach und leider wird es wohl noch schwieriger werden. Lust habe ich da keine drauf, aber was will man machen...

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Mittwoch, 2. Dezember 2020
Der lange Lauf des ehemaligen Kollegen

Ein ehemaliger Kollege scheint auch in Kurzarbeit zu sein. Jedenfalls konnte man in den letzten Wochen und Monaten verfolgen, wie er sein ohnehin schon ausgeprägtes Fitnessprogramm noch einmal intensivierte und mehrere Schippen auflegte. Der Ausdauerbereich, der vorher eher brach lag, wurde defilibriert, in Stand gesetzt und ausgebaut und nun lief der Sack am Wochenende einen Marathon. Einfach so. Das ist insofern erstaunlich, als dass er dieses Level in sehr kurzer Zeit erreicht hat. Wenn er eins hat, dann Willensstärke. War schon zu Kollegenzeiten so und auch außerhalb des Berufs leicht zu erkennen. Weiß der Geier, was er auszugleichen versuchte; eventuell seine intellektuellen Schwächen, aber das ist ja egal bzw. sogar um einiges imposanter, dass er die erkannte und gekonnt dagegen angehen konnte. Ich mag ihn eh, was er einem nicht immer leicht macht.
Jetzt läuft der Sack also einfach mal so einen Marathon und das ist gar nicht so schlechter Zeit und ich hadere immer noch mit einem Halbmarathon, den ich falls überhaupt niemals in einer entsprechenden Zeit schaffen würde. Ich bin also ein bisschen neidisch, aber nichtsdestotrotz sei es ihm natürlich gegönnt. Ich werde auch ganz schleimig gratulieren. Anstand ist ja mein Ding.

Andere würden das nun als die große Motivation sehen. Wenn der das geschafft hat, schaffe ich das auch, Rocky-Soundtrack aufs Ohr und los. Ist bei mir leider nicht so. Eher im Gegenteil. Da geht es mehr in Richtung „Na super, der auch noch. Wieso sollte ich mir den Mist also noch antun?“ Aber: ich bleibe dran. Zeitlich treffe ich aber mal lieber keine Aussage. Außerdem steht bei mir ja erstmal die Hälfte an, wobei man da nicht mathematisch im Sinne von „braucht dann ja auch nur die Hälfte der Vorbereitungszeit“ rangehen sollte. Bzw. vielleicht sollte man das, nur tue ich es nicht. Aber bin ja auch kein Mathematiker. In dem Sinne: Keep on running.

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Dienstag, 1. Dezember 2020
My personal Last Christmas

Mein persönliches Last Christmas ist dieses Jahr Feliz Navidad. Gefühlt habe ich das ungemein öfter im Radio gehört als das Lied, dessen Namen man eigentlich nicht nennen sollte, weil... ach egal. Jedenfalls liegt José Felicitas vor Wham - zumindest seit Mitte November. Ansonsten führt aufgrund der lustigen „Wir sind die ersten, die es spielen“-Spielchen der diversen „Wir sind die letzten, die lustig sind“-Sender natürlich Wham. José ist mit lieber - würde das allerdings nun weiterhin in erhöhter Frequenz im Radio laufen, würde ich für ein Weihnachtslied von Rammstein oder Metallica plädieren. Oder gibts sowas schon? Das Tote Hosen-Gegröle mit dem schlafenden Kind ist nett, aber halt auch nur ein, zweimal.
Naja, dieses Jahr ist vieles anders. Vielleicht kommt zusammen mit dem Impfstoff ja ein neuer kommender Weihnachtsklassiker. Und bis dahin gibt es andernorts etwas, auf das man sich jeden Tag aufs Neue freuen kann. HoHoHo.

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Montag, 30. November 2020
Brrrrrr

Was man abends nicht machen sollte: eine Live Übertragung von so einem Corona-Dödel, gefilmt von einem ziemlich rechten Typen, der anscheinend schlechtes Koks erwischt hat und ständig ins Mikro schnieft. Furchtbar. Und nervenaufreibend. Was für ein Geschwätz. Aber es ist dieses Unfall-Phänomen und aufs Titelblatt dieser komischen Zeitung linsen: man kann nicht wegschauen. Hab’s aber nun doch geschafft, jetzt zwei bis drei Stunden meditieren, um wieder runterzukommen.

———

Ansonsten bin ich heute früh im Bett. Halb Neun spätestens. Der Körper schreit nach Schlaf und Erholung und die soll er auch kriegen. Es wird eine knackig kalte Nacht mit angesagtem Frost (und glatt und so, nicht gut für die Leute, die Auto fahren müssen); was gibt es da Schöneres, als ein kuschelig-warmes Bett, vielleicht kommt noch eine Katze dazu und schon werde ich schlafen wie ein Baby. Eins, das durchschläft, nicht meckert und zickt und am Morgen total erholt und bestens gelaunt aufwacht, um die Welt fröhlich gluckernd zu begrüßen. Genauso wird das nämlich sein - außer die Blase meldet sich zu Wort. Dann würde ich - ganz Baby-unlike - doch aufstehen und ins Bad wollen. Kommt noch früh genug, dass ich dafür nicht mehr aufstehe.

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Sonntag, 29. November 2020
Finally

Es ist vollbracht! Der Rosenkohl ist gewaschen, geputzt, gekocht und verzehrt und er war köstlich! Anders als bei Großmuttern früher mit einem gewissen Biss, aber trotzdem zart und vor allem lecker. Natürlich gibt es Reste, die sind eingefroren, ich bin also vorbereitet, wenn mich ein plötzlicher Jieper auf Rosenkohl befallen sollte. Die kleinen Erfolgserlebnisse am Wochenende.

Vorhin dann in der Stadt gewesen. Weihnachtsmarkt gibt es natürlich nicht, aber man hat trotzdem einige Stände aufgestellt - viel weniger als sonst und mit viel Abstand überall verteilt nur: wenn der Winter knackig kalt bleibt, den Leuten zuhause die Decke auf den Kopf fällt, die Kinder an die frische Luft müssen, sprich: wenn der Bedarf ähnlich wie in den letzten Jahren bleibt, aber das Angebot extrem verknappt ist, wird da nichts gewonnen sein. Außer vielleicht der Unmut der Budenbesitzer, die nicht zum Zuge kamen. Alles nicht einfach und ich bin froh, dass ich nichts entscheiden muss, denn ich hätte auch keine Lösung.
Übrigens waren die Stände heute zu, also gabs weder Glühwein, noch Bratwurst. Mein Körper wird es mir danken. Wobei... habe ja mit Weihnachtsgebäck gegengearbeitet. In der Summe also ähnlich schlecht ernährt wie die ganze letzte Zeit.

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Samstag, 28. November 2020
Rosenkohl reloaded

Der Rosenkohl ist übrigens noch immer nicht zubereitet. Erstaunlich, wie lange sich diese Dinger im Kühlschrank halten. Morgen muss ich da aber wirklich ran, sonst habe ich ein schlechtes Gewissen. Es wird auf simplen in heißen Wasser und heller Sauce zusammen mit veganen „Chicken“ Nuggets und vegangen Hackbällchen plus etwas Beilagen-Pasta rauslaufen. Nicht kreativ, aber bestimmt lecker. Es sei denn, der Rosenkohl verliert plötzlich über Nacht doch noch seinen Lebenswillen und geht sehr schnell in die Binsen. Glaub ich aber nicht.
Ein Hokaido steht auch weiterhin Gewehr bei Fuß. Muss an meiner Einkaufstaktik arbeiten, würde ich sagen.

Apropos Einkaufstaktik: ich habe gar keine. Eventuell ist auch das das Problem.

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Freitag, 27. November 2020
Sunny sunny day

Was für ein schöner sonniger Tag. Perfekt für einen kurzen Lauf in der Mittagspause - was ich auch gemacht habe. Klappte ganz okay, aber auch nicht wirklich gut. Ich merke, wie das ungesunde Leben zur Zeit sowohl physisch, als auch psychisch Kraft kostet und das machte sich bemerkbar. Schwere Atmung, hoher Puls. Immerhin war die Laune danach kurzfristig besser, bevor sie am Nachmittag wieder absackte. Gibt so Zeiten und jetzt ist ja wohl gerade eine solche.
Tatsächlich läuft das alles irgendwie in Wellenbewegungen, genau wie beim Virus. Nur dass es aktuell so ist, dass es zwar auch immer wieder schlechtere Phasen gibt, aber es wird dabei anscheinend nie so heftig, wie es bei der letzten fiesen Phase davor war. Also quasi ein umgekehrter Jo-Jo-Effekt und das macht ja schon fast wieder ein bisschen Hoffnung. Für gute Laune reicht es aber noch nicht.

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Donnerstag, 26. November 2020
Doch keine Karriere als Trading-Profi

Meine Festnetznummer ist auf irgendwelchen obskuren Listen gelandet und nun kommt es gelegentlich zu ebenso obskuren Anrufen. Heute war der Anrufer zum Beispiel so nett, mich daran zu erinnern, dass ich doch letztens meine Anmeldung bei dieser Trading Plattform nicht oder zumindest nicht korrekt abgeschlossen hatte. Was für ein Kundenservice, nur dass ich auf keiner Trading Plattform war, ergo kein Kunde bin und höchstwahrscheinlich auch nicht meine Telefonnummer angegeben hätte, da ich ja bestimmt reines Online Trading hätte machen wollen, so ich denn überhaupt eine Ahnung von der Materie hätte, was ich nicht habe.
Ähnlich ging es aber auch dem Anrufer, der in einem Callcenter irgendwo auf der Welt sitzt und von den bösen Callcenter-Betreibern gezwungen wird, ein Handy zu nutzen, um Leute anzurufen, die die Anmeldung auf einer Trading Plattform nicht oder zumindest nicht korrekt durchgeführt haben. Vielleicht ist das sogar des Anrufers Privathandy, das zu nutzen er vom bösen Callcenter-Betreiber gezwungen wird. Man weiß es nicht und meinereiner wird es niemals erfahren, denn ich habe aufgelegt. Die Zeiten, wo ich mich noch versuche zu erklären, sind eindeutig vorbei.

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Mittwoch, 25. November 2020
Mahlzeit

Ich ernähre mich zur Zeit wieder unterirdisch, weshalb bei jedem Einkauf das schlechte Gewissen zuschlägt und mich zum Gemüsekauf drängt. Üblicherweise sind es dann Paprika und Champignons, die im Wagen landen, was das Ganze etwas langweilig macht. Aber entweder sind keine gescheiten Alternativen da oder falls doch schlicht zu unansehnlich oder teuer (oder beides). Ab und an klappt es mal mit Spinat oder Zuckerschoten, aber das ist wirklich selten.
Heute - weil im Angebot und an mehreren Stellen in der Gemüseabteilung verteilt - hat es mir Rosenkohl angetan. Liegt wahrscheinlich an der Kälte des Tages; da kommt automatisch der Drang nach Winteressen und Rosenkohl ist definitiv ein selbiges. Nur: ich kenne den eigentlich nur mit der weißen Mehlpampensauce. Oder von den diversen Kochsendungen als „Salat“ mit einzel gezupften Blättchen und so. Ist mir schon beim Gedanken daran viel zu kompliziert. Das ist ziemlich viel Rosenkohl und ich habe keine nennenswerte Lust da Blättchenzupfer zu spielen. Und auf einen Salat aus diesen Blättchen habe ich erst recht keine Lust. Es wird wohl auf die weiße Sauce rauslaufen. Aber das ist ja eigentlich nicht tragisch: damit verknüpfe ich meine Rosenkohl-Kindheitserinnerungen und das ist ja eine großartige Sache für ein Winteressen an kalten Tagen. Mahlzeit.

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Dienstag, 24. November 2020
Lebenslänglich Kassel für Jana!

Ehrlich, dieser Corona-Mist geht mir auf die Nüsse, aber es ist nun mal da und damit auch die Aufreger, die es on Top zum eigentlichen Mist gibt.
Jana aus Kassel kam gerade in der Tagesschau und ich bin hin und hergerissen. War das nun der Dame „eine Plattform geben“ oder einfach nur der Hinweis, dass sie für sich herausnimmt, sich wie Sophie Scholl zu fühlen, was natürlich vollkommen nachvollziehbar für jeden ist, der jemals in Kassel war.
Nein, natürlich ist es nicht nachvollziehbar, aber dieses Gör trötet den Mist von einer Bühne. Wäre es ein Spinner im Hyde Park in normalen Zeiten würde ich sagen: na meinetwegen. Aber wenn man es jetzt ignoriert, werden solche Aussagen „gesellschaftsfähig“, quasi „trumpisiert“. Man stumpft ab gegen Scheisse und plötzlich findet man den Vergleich einer Jana aus Kassel mit Sophie Scholl zwar nicht korrekt, aber man ignoriert das halt. Ist dann aber jeder Psycho, der Anschläge auf wen oder was auch immer gutheißt in Stauffenberg? Darf er sich in seinem Wahn dann so bezeichnen? Wie geht man damit um? Ich habe weiterhin keine Lösung, aber auch nicht den Hauch von Mitleid für Jana. Wenn jemand Kassel verdient hat, dann sie!

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