Mittwoch, 22. Mai 2019
Stadtradeln

Im Internet - und das weiß bekanntlich alles - steht, man soll seinem Körper nach sportlichen Aktivitäten hin und wieder eine Pause gönnen. Aber wie bei allem geht es auch hier in die Extreme und Pausen waren bisher rar gesät. Die letzten beiden Tage habe ich mich aber dazu gezwungen und siehe da: es geht. Und gleich zeigt sich wieder mein natürlicher Drang zu Faulheit: noch ein Tag mehr an Pause und das Wiederreinkommen fiele mir merklich schwer. Heute dagegen ist noch eine gehörige Portion Motivation am Start und freue mich auf eine kleine Tour nachher. Zumal die Sonne endlich wieder da ist (Trotzdem die Schutzbleche nicht vergessen; es dürfte auf den Straßen noch nass und/oder matschig sein) und der Regen zumindest für heute wohl Feierabend hat.
Um die Motivation aufrecht zu erhalten, habe ich mich auch bei Stadtradeln angemeldet. Eine witzige Sache und noch bin ich Platz 1 in unserer bescheidenen offenen Dorf-Gruppe. Das dürfte sich aber bald ändern, wenn der Typ mit dem Rennrad-Avatar loslegt. Andererseits: wenn der so wetterfühlig ist (und das scheint er ja zu sein, wenn er bisher noch nicht in die Hufe, respektive Pedale kam) habe ich aufgrund von Kontinuität eventuell doch Chancen, den Spitzenplatz beizubehalten. Man wird sehen.

Zwei Stunden später: die Sportpause tat anscheinend wirklich gut. Ich bilde mir ein, dass alles etwas leichter ging. Sogar die wirklich üble Strecke den Berg hoch.
Tatsächlich hatte mich beim Stadtradeln jemand überholt, aber es war nicht das Rennrad-Avatar. Dank der Kilometer von heute bin ich aber wieder Platz 1. Unser offenes Team ist dagegen auf dem letzten Platz, wobei es da noch einen andere Bewertung geben muss. Die angezeigte Platzierung basiert nur auf den gesamten gefahrenen Kilometer - unabhängig von der Menge an Teammitgliedern. Wenn man das Ganze in Relation setzt, sieht es sicher anders aus.

Ansonsten habe ich die letzten Tage total Lust, Urlaub auf Ibiza zu machen. Keine Ahnung, wie das kommt.

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Dienstag, 21. Mai 2019
Waschen und bügeln

Im Zuge einer Rabatt-Aktion wieder ein paar neue Hemden ergattert (zwei Nummern kleiner! Yeah!). Die sind laut Deklaration bügelfrei und tatsächlich kann man sie auch direkt aus dem Trockner ohne allzu schlechtes Gewissen anziehen. Nichtsdestotrotz kommt gebügelt immer besser und manchmal, wenn es sich zeitlich irgendwie ausgeht, bügelt die Haushaltshilfe auch über zufällig im Weg hängende Hemden auch drüber. Aber eben nicht immer.
Nun sollte Bügeln an sich ja nicht so schwer sein, aber da ich immer alles in der Theorie sehen und verstehen muss, habe ich schon youTube zum Thema Bügeln leergesehen. Und ehrlich: es gibt viele Videos. Sehr sehr viele. Aber leider immer mit gewissen Variationen. Klar, jeder macht das ein bisschen anders, aber wie soll ein Bügelneuling wie ich wissen, was nun die beste Herangehensweise ist. Mein innerer Rain Main ist völlig überfordert und vor lauter Drübernachdenken habe ich auch schon gar keine Lust mehr auf Bügeln (zu Beginn der Video-Sessions war da ein Ansatz von Lust zu spüren). Aber es ist wahrscheinlich wie bei allem: einfach mal anfangen und grob die Richtung kennen. Der Rest ergibt sich dann schon. In diesem Sinne plane ich fürs Wochenende eine Hemdenwaschaktion plus anschließender Bügelorgie ein.
Midlife Crisis habe ich mir auch spannender vorgestellt.

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R.I.P. Niki

Am Wochenende auf einem Geburtstag noch im Gespräch auf Niki Lauda zu sprechen gekommen, der im gleichen Jahr geborden ist, wie der Jubilar. Was für ein harter Knochen der doch sei, halb verbrannt als Darth-Vader-Lookalike wieder in so einen Boliden zu steigen und kein bisschen langsamer zu fahren. Und wie lange er trotz verätzer Lungen überlebt hat. Bis zum letzten Jahr wusste ich noch nicht mal, dass man Lungenflügel transplantieren kann (was man kann und was bei ihm wohl gemacht wurde).
Nun habe ich ein dezent schlechtes Gewissen, weil ich den Jubilar immer wieder darauf hingewiesen habe, dass sein Jahrgang ja wohl ziemlich zäh und nicht totzukriegen sei und der Weg Richtung Urne noch ein weiter sei. Bleibt zu hoffen, dass Horst Seehofer, Bruce Springsteen und Pedro Almodóvar nicht auch in nächster Zeit abdanken, sonst mache ich mir ernsthaft Sorgen.

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Sonntag, 19. Mai 2019
Gewählt

Die Wahlunterlagen für den nächsten Sonntag sind eingetütet und kommen morgen in die Post. Somit habe ich meine Bürgerpflicht also erledigt und darf am kommenden Sonntag tun, wozu ich Lust habe ohne ans wählen denken zu müssen. Ist ja somit erledigt.

Wir haben zeitgleich noch eine Kommunalwahl und hier fiel mir die Entscheidung bedeutend schwerer. Einerseits. Andererseits gibt es auch ein paar Kandidaten, die zu wählen ich nicht mal unter Androhung von Gewalt bereit wäre. Teilweise aus halb-familiären Gründen, zum Teil aus den gleichen Gründen wie bei der Europawahl: manches ist einfach unwählbar; das gilt sowohl für Parteien, wie auch für Personen. Oft bildet das sogar eine Einheit: Arschloch plus eklige Partei.
Was ist noch nicht so ganz kapiert habe: manche sind sowohl auf dem Wahlzettel für den Gemeinderat und auf dem für den Kreistag. Ist das nun entweder oder oder können die auch beides machen? Wahrscheinlich schon; ist ja kein Fulltime Job und Interessenskonflikte sollte es da auch nicht geben. Aber ich gestehe: ich habe keine Ahnung. Wäre schade um einen der Kandidaten, denn den habe ich mit voller Punktzahl für beides nominiert und es wäre doof, wenn er dann wegen Kreispolitik für die wichtigen Belange direkt vor Ort nicht mehr zur Verfügung stände. Nun denn, eh zu spät. Die Umschläge sind schon zugeklebt.

Ansonsten trotz vehementen Kater draußen unterwegs gewesen. Zwischendurch immer ganz knapp an einem Wadenkrampf vorbeigeschrammt. Am Ende des Tages waren es dann zwei Stunden, nicht allzuviele Kilometer, diese aber unter erschwerten Bedingungen. Dieser Stolz, dieser gefühlte Sieg gegen den eigenen Widerstand, der sich nach so einer Aktion einstellt… das hat schon was. Kann man sich dran gewöhnen und ehrlich: das ist eine Sucht, mit der ich ziemlich gut klar komme.

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Samstag, 18. Mai 2019
Familienfeierlichkeiten

Dieser Moment, wenn man nach vielen Jahren die Verwandtschaft in die Arme schließt, es eigentlich ein gutes Gefühl ist, einem dann aber plötzlich siedendheiß einfällt, dass man sich zwar nicht gesehen hat, sie aber trotzdem so einiges von einem weiß oder vielleicht eher erahnt und es plötzlich rattert im Kopf und rattert. Aber nun denn, so is Lebe sagt einst ein erfolgreicher Trainer und er hatte recht.
Ob sie denn ihr Lehramtsstudium durchgezogen habe, bei dem sie damals die gleichen Kurse hatte, wie diese junge Frau, mit der ich mich gelegentlich in mal mehr, meist aber sehr eindeutigen Situationen traf, habe ich dann lieber nicht gefragt. Man muss ja nicht noch Spuren legen, mit Zaunpfählen winken und Hinweisschilder vor die Stirn klatschen.
Überhaupt war mit der jungen Frau von damals lange Pause bis dann plötzlich im letzten Jahr sowas wie ein Revival stattfand, was vielerlei Gründe hatte und die meisten sind bei ihr zu suchen. Mittlerweile ist nun wieder Pause, familiär bedingt, aber wer weiß, was die Zukunft bringt.

Die Verwandtschaft scheint aber nichts zu ahnen, vergessen zu haben oder einfach kein Interesse an alten Geschichten zu haben. Ist mir mehr als recht und überhaupt hat auch eben jene Verwandtschaft genug eigene Leichen im Keller, da kommt mein Midlife-Crisis-Getue gar nicht gegen an.

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Freitag, 17. Mai 2019
Motorradkauf unter Nachbarn

Vor über acht Jahren habe ich mir nach langer Pause wieder ein Motorrad zugelegt. Ich hielt das für eine gute Idee, der Anwalt meinte, ich solle mein Geld lieber so anlegen als auf der Bank belassen und früher bin ich auch tatsächlich gerne und viel gefahren. Gerne gefahren bin ich weiterhin, nur nicht mehr soviel und somit stand die Maschine die meiste Zeit in der Garage. Ich musste sogar vor zwei Jahren die Reifen wechseln, weil sie vom Rumstehen hart geworden waren. Steuer und Versicherung kosten so gut wie nichts, aber war schade um das Motorrad, dass es nur so in der Garage vor sich hinvegetierte, nicht bewegt wurde und dabei auch noch im Weg stand.
Im Zuge eines minimalen Aufräumwahns, kam Anfang des Jahres die Idee auf, die Maschine endlich zu verkaufen und wie es der Zufall so will, suchte ein Junge aus der Nachbarschaft ein Motorrad. Er ist sehr groß, meine Maschine gut gewartet und der Motor nicht überdimensioniert. Sie war perfekt für ihn. Weniger perfekt waren seine finanziellen Mittel. Er studiert, wird mehr oder weniger von den Eltern und hauptsächlich dem Opa noch unterstützt. Aber da auch der Vater Motorrad fährt und die beiden schon von Vater-Sohn-Touren schwärmten, wollte ich nicht so sein und verkaufte ihm das Motorrad unter Wert. Bei den einschlägigen Portalen im Web hätte ich bestimmt einen Tausender mehr bekommen; hätte mich aber noch um neuen TÜV, An-, Abmelden, Saubermachen, dies und das und jenes kümmern müssen. Und obwohl ich selten damit unterwegs war, hing mein Herz doch an dem Teil und so wusste ich es in guten Händen. Er hat sich dann ums Ummelden gekümmert, das Geld war ruckzuck auf dem Konto und alles war gut.
Heute fahre ich nach einer kleinen Radtour an deren Haus vorbei und sehe davor ein Motorrad, das schon mal diese Woche dort stand. Meins war ein Tourer, das ist eher eine schnellere Variante, auch eine andere Marke und eben ein anderes Motorrad. Haben sie halt Besuch von einem Motorradfahrer, dachte ich, nur: das Nummernschild besteht aus den Initialen meines nichtsofinanzkräftigen Nachbarsohns, womit sich natürlich der Verdacht aufdrängt, dass es seine Maschine ist. Sollte dem so sein, bin ich mir fast sicher, dass er keine zwei Maschinen sein eigen nennt und somit meine ehemalige Maschine nicht mehr seine ist, ergo er sie verkauft oder in Zahlung gegeben hat und in beiden Fällen sicher nicht zu dem Super-Duber-Freundschaftspreis, zu dem er mir das Motorrad abgekauft hat.
Ich sehe seine Mutter ab und an auf der Straße, sie ist eine Frau mit Gewissen und sie werde ich mal ganz treudoof danach fragen. Ich bin gespannt. Und fände es schade, wenn es tatsächlich so abgelaufen wäre… aber erstmal abwarten.

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Donnerstag, 16. Mai 2019
Schlammrot

Früher arbeitete in dem Laden ein Herr alter Schule. Das Jacket gemustert in diesem Grün, an das man bei Gallenflüssigkeit denkt, mit braunen Karo-Streifen, deren Farbassoziation auch nicht wirklich schön ist. Überhaupt war er eigentlich kein Aushängeschild des Ladens, aber seine Beratung war gut. Mit schnellem Griff vermaß er die relevanten Stellen am Körper und führte einen dann zielsicher an das Regal mit den korrekten Formen und Größen. Für Hemden dauerte der Einkauf nie länger als fünfzehn Minuten, bei einem Mantel konnte es schon mal eine halbe Stunde werden, aber auch nur, weil man sich unsicher war, ob seine Aussage, man solle doch zu dem braunen Mantel greifen, das wirke frischer und man sei ja noch nicht in dem Alter für Einheitsgrau, ein Scherz sein sollte oder ob er braun tatsächlich mit frisch verbände. Im Hinblick auf sein eigenes Jacket durchaus möglich.

Er scheint nicht mehr dort zu arbeiten, zumindest habe ich ihn bei meinen letzten beiden Besuchen nicht mehr gesehen. Dafür arbeitet nun ein junger Mann. Auch er geschmacklich etwas daneben; die Hosen eine Spur zu eng und/oder unpassend geschnitten, die Frisur eher nicht vorhanden und die Haare in ein schlammartiges Rot gefärbt - ein farbdeplaziertes Pendant zum Jacket seines Vorgängers. Aber auch hier ist die Beratung gut, man wird vermessen, bekommt sein Regal und der Einkauf geht ähnlich schnell wie früher. Allerdings habe ich bisher nur Hemden dort gekauft und die auch in stilsicherem Weiß. Es bleibt also spannend und man wird sehen, was mir der junge Mann als "Sie sind doch nich jung, nehmen sie doch einen frischeren Farbton. Wie wäre es mit..." präsentieren wird. Schlammrote Mäntel habe ich dort allerdings noch nicht gesehen.

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Mittwoch, 15. Mai 2019
Den Wendler machen

Ein Kunde springt nach über zehn Jahren ab und wechselt zu der Konkurrenz. Das ist schon so ein bisschen wie Schluss machen; ich hatte keine Beziehung, die so lange anhielt. Und tatsächlich ist da auch ein kleines bisschen Wut, Verletztheit und Eifersucht mit im Spielt. Was haben die, was ich nicht (mehr) habe? Wie können sie mir das antun? Wieso? Was habe ich falsch gemacht?...

Aber man soll ja nicht nachtragend sein und sich an die gemeinsamen schönen Zeiten erinnern, in denen es natürlich neben vielen Höhen auch schon Tiefen gab, die aber immer wieder überwunden werden konnten. Tatsächlich war es die Midlife Crisis des Kunden. Er wollte was Jüngeres, Spritzigeres und Frisches. Neu sollte es sein, unverbraucht und was hermachen. Dass er sich damit lang- und noch nicht mal mittelfristig etwas Gutes tut, wird ihm wahrscheinlich bald klar werden, aber dann ist es zu spät, das Kind ist in den Brunnen gefallen, die Kuh lange genug auf dem Eis gewesen und eingebrochen und überhaupt ist es dann halt einfach so.
Mit dieser Argumentation kann ich gut leben. Manche Kunden machen eben manchmal den Wendler, sich zum Affen und denken sogar noch, das wäre eine gute Sache. Kann man nicht ändern, ist einfach so.
Den Wendler-Vergleich mag ich; der ist so treffend. Hoffentlich rutscht mir das nicht mal bei einem Call raus - bei anderen Themen bin ich noch mit denen in Kontakt. Andererseits...

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Dienstag, 14. Mai 2019
Anhimmeln und ignorieren

Er ist eine eingeschworene Truppe von Dauerpendlern, die sich jeden Morgen an immer der gleichen Stelle am Gleis trifft. Es laufen immer die gleichen Rituale ab. Zuerst ist der Mann mit der Stachelfrisur da. Zu ihm gesellt sich ein anderer Mann, der immer die gleiche rote Jacke anhat. Mittlerweile sollte sie ihm zu warm sein; er hatte sie den ganzen Winter über an, aber anscheinend besitzt sie wetterresistente Membrane, die sowohl für Kälte, wie auch Wärme gemacht ist. Man wird sehen, was im Sommer ist.
Die erste Frau der Runde kommt dazu; welche der beiden zuerst da ist, ist unterschiedlich. Sie sehen sich ähnlich, es könnten durchaus Schwestern sein. Eine der beiden himmelt einen Mann an, der nun auch zu der Runde gestoßen ist. Er himmelt nicht zurück. Vielleicht haben die beiden was am Laufen, aber niemand aus der Firma soll es mitkriegen, weshalb man sich darauf geeinigt hat, normal miteinander umzugehen. Da sie ihn anhimmelt und er sie ignoriert, funktioniert dieses Konzept hier noch so wirklich.
Mit einer älteren Dame und noch einem Herren ist die Pendlerrunde komplett.

Es ist nie extrem voll im Zug, aber trotzdem sind schon viele Plätze besetzt. Man findet aber immer was und die Pendlertruppe sogar meistens zwei freie Tische nebeneinander. Auch hier ist immer der gleiche Ablauf. Der Mann mit der Stachelfrisur liest Zeitung. Die beiden Schwestern (die wahrscheinlich keine sind) unterhalten sich mit der älteren Dame und dem Mann mit der roten Jacke, eine der Schwestern himmelt über den Gang hinweg den sie ignorierenden Herrn an. Der Rest der Mannschaft sitzt mit verschränkten Armen da und döst. Zumindest bis die Zugbegleitung kommt und die Tickets sehen möchte. Die Pendler haben alle Monatskarten, die Kontrolle geht schnell. Nach nichtmal vierzig Minuten sind wir im Ziel und die Pendler pendeln Richtung S-Bahn, während ich in die andere Richtung zur U-Variante gehe.

Abends treffe ich ein paar der Pendler wieder. Man hat wohl unterschiedliche Arbeitszeit-Modelle und manche machen vielleicht auch Überstunden - man kann sich ja nicht nur anhimmeln und ignorieren. Irgendwann muss auch die Basis dafür geschaffen werden.

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Montag, 13. Mai 2019
Er hat einen Hund

Er habe einen Hund, sagt er. Ein Mischling, irgendwas mit Australian Collie. Das sind diese gefleckten Hunde, die gerade so in sind. Die Flecken beruhen auf einer Genumutation, meine ich mich zu erinnern. Immerhin bei Hunden findet man es also schön, wenn eine Genmutation zu einer Abweichung von der Norm führt - da braucht es ja andernorts oft heftige und ausdauernde Kämpfe, um das den Leuten klar zu machen. Vielleicht wenn Genmutationen bei Menschen auch mit niedlichen Flecken einher gingen... aber nicht mal dann.

Der Hund, sagt er, sei eigentlich ein ganz lieber. Nur bei anderen Menschen reagiert er seltsam. Oder bei anderen Hunden. Oder bei anderen Menschen mit anderen Hunden. Oder Fahrrädern. Und bei Menschen auf Fahrrädern. Ob mit oder ohne Hund sei egal.
Was heißt denn seltsam, frage ich. Na irgendwie so aggressiv, sagt er. Mit Knurren. Kläffen. Und beissen. Ob es denn schon einmal zu einem Kampf kam, frage ich. Nein, nein, sagt er. Natürlich nicht. Nur er sei dreimal gebissen worden. Weil er versucht habe, den Hund vom Beissen eines anderen Hundes abzuhalten. Beim dritten Mal sei er aber nicht mehr zum Arzt. Der könnte ja denken, dass mit dem Hund etwas nicht stimmt.

Ob er denn gedenkt, diesen Hund auch auf das abendliche Fest mitzubringen? Natürlich, sagt er. Man könne das Tier doch nicht alleine zuhause lassen. Da könnte er ja seelischen Schaden nehmen und überhaupt tue das einem Hund nicht gut, wenn er nicht rauskommt.

Mir fällt plötzlich ein dringender Termin ein, den ich völlig vergessen hatte. Ich kann leider nicht dabei sein, bei dem Fest, zu dem ganz viele Leute kommen. Viele mit Fahrrad und einige sicher auch mit Hund. Aber ohne mich. Es ist aber auch eine Schande, wie vergesslich man wird im Alter.

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