Montag, 13. Mai 2019
Er hat einen Hund

Er habe einen Hund, sagt er. Ein Mischling, irgendwas mit Australian Collie. Das sind diese gefleckten Hunde, die gerade so in sind. Die Flecken beruhen auf einer Genumutation, meine ich mich zu erinnern. Immerhin bei Hunden findet man es also schön, wenn eine Genmutation zu einer Abweichung von der Norm führt - da braucht es ja andernorts oft heftige und ausdauernde Kämpfe, um das den Leuten klar zu machen. Vielleicht wenn Genmutationen bei Menschen auch mit niedlichen Flecken einher gingen... aber nicht mal dann.

Der Hund, sagt er, sei eigentlich ein ganz lieber. Nur bei anderen Menschen reagiert er seltsam. Oder bei anderen Hunden. Oder bei anderen Menschen mit anderen Hunden. Oder Fahrrädern. Und bei Menschen auf Fahrrädern. Ob mit oder ohne Hund sei egal.
Was heißt denn seltsam, frage ich. Na irgendwie so aggressiv, sagt er. Mit Knurren. Kläffen. Und beissen. Ob es denn schon einmal zu einem Kampf kam, frage ich. Nein, nein, sagt er. Natürlich nicht. Nur er sei dreimal gebissen worden. Weil er versucht habe, den Hund vom Beissen eines anderen Hundes abzuhalten. Beim dritten Mal sei er aber nicht mehr zum Arzt. Der könnte ja denken, dass mit dem Hund etwas nicht stimmt.

Ob er denn gedenkt, diesen Hund auch auf das abendliche Fest mitzubringen? Natürlich, sagt er. Man könne das Tier doch nicht alleine zuhause lassen. Da könnte er ja seelischen Schaden nehmen und überhaupt tue das einem Hund nicht gut, wenn er nicht rauskommt.

Mir fällt plötzlich ein dringender Termin ein, den ich völlig vergessen hatte. Ich kann leider nicht dabei sein, bei dem Fest, zu dem ganz viele Leute kommen. Viele mit Fahrrad und einige sicher auch mit Hund. Aber ohne mich. Es ist aber auch eine Schande, wie vergesslich man wird im Alter.

referral   ... link (0 Kommentare)   ... comment