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Sonntag, 23. Juni 2019
Und plötzlich war sie da, die Friedhofsfrau
Um halb zehn ließ der Regen nach und ich bin doch noch auf das Fest. Es war erstaunlich viel los, echte Profis trotzen dem Regen eben und die Stimmung war großartig. Ich merkte den Wein, den ich zuhause getrunken hatte und das Bier dort merkte ich erst recht. Und eigtentlich wollte ich auch gar nicht so lange bleiben, aber plötzlich war da die Friedhofsfrau. Sie heißt so, weil unser erstes Treffen auf dem Parkplatz eines Friedhofs stattfand. Die Umstände, die dazu führten waren etwas skurill und so ist es auch seither geblieben. Wir redeten viel und hielten Händchen unter dem Tisch, aber immer so, dass niemand es merkt. Da wir aber beide dezent angeheitert, um nicht zu sagen betrunken waren, hat das garantiert irgendjemand gesehen, aber nun denn: bisher kamen noch keine Rückfragen, also scheint alles gut zu sein.
Irgendwann war dann da ein Fahrer, den jemand aus deren Gruppe organisiert hatte und schwupp war sie weg. Zum Abschied ein kurzes Winken, bei dem nicht nur sie, sondern auch ihr Mann zurückgewunken hat. Er dachte wohl, es galt ihm.
Trotzdem noch viel zu lange auf dem Fest geblieben und den heutigen Tag mit Kopfschmerzen von einem anderen Stern begonnen. Mea culpa.
Irgendwann war dann da ein Fahrer, den jemand aus deren Gruppe organisiert hatte und schwupp war sie weg. Zum Abschied ein kurzes Winken, bei dem nicht nur sie, sondern auch ihr Mann zurückgewunken hat. Er dachte wohl, es galt ihm.
Trotzdem noch viel zu lange auf dem Fest geblieben und den heutigen Tag mit Kopfschmerzen von einem anderen Stern begonnen. Mea culpa.
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Samstag, 22. Juni 2019
Künstler halt
Vom Dorffest her hört man die Böllerschüsse. Es war klar, dass es welche geben wird, schließlich ist der Herr vom Organisationskomitee ein großer Fan historischer Kleidung und ständig bei Events unterwegs, wo irgendwelche Kriege und ähnliches aus längst vergangener Zeit nachgespielt werden. Seine Kostüme sind originalgetreu und aus gutem Material, was wahrscheinlich sehr viel kostet, aber das ist es ihm anscheinend wert. Woher er das Geld nimmt, weiß ich nicht. Von seinem Brotjob sicher nicht und die paar Komparsenauftritte bei TV Produktionen werfen sicher auch nicht soviel ab. Und wie ist das eigentlich mit diesen historischen Feuerwaffen? Benötigt man hier einen Waffenschein? Vielleicht sogar eine Sondergenehmigung und diese eventuell sogar für jedes Mal, wenn diese Teile im Einsatz sind? Wird da noch so richtig mit Schwarzpulver und Bleikugeln gearbeitet? Ich weiß es nicht und weil es regnet, bin ich auch nicht auf dem Fest und kann somit nicht direkt nachfragen. Was ich wahrscheinlich eh nicht gemacht hätte.
Sie haben übrigens im Gesamten dreimal innerhalb einer Stunde geballert. Vielleicht hätten sie gerne öfter, aber der Regen hat das Schwarzpulver durchfeuchtet und es ging nichts mehr. Ganz anders als bei uns Menschen, wo es oft genau anders rum ist und ein zu wenig an Feuchtigkeit ausschlaggebend für das Misslingen der Mission ist.
Eigentlich sollte seit einer halben Stunde eine Band spielen. Noch hört man aber nichts. Vielleicht hat man diesen Programmpunkt wegen des Regens gestrichen. Oder es gab Querschläger bei den Böllerschüssen und die Band ist nicht mehr komplett. Und tatsächlich war vorhin kurz ein Martinshorn zu hören. Aber das war wohl eher die Feuerwehr, die irgendeinen Keller auspumpen muss. Die Band wird die übliche Verspätung haben. Künstler halt.
Sie haben übrigens im Gesamten dreimal innerhalb einer Stunde geballert. Vielleicht hätten sie gerne öfter, aber der Regen hat das Schwarzpulver durchfeuchtet und es ging nichts mehr. Ganz anders als bei uns Menschen, wo es oft genau anders rum ist und ein zu wenig an Feuchtigkeit ausschlaggebend für das Misslingen der Mission ist.
Eigentlich sollte seit einer halben Stunde eine Band spielen. Noch hört man aber nichts. Vielleicht hat man diesen Programmpunkt wegen des Regens gestrichen. Oder es gab Querschläger bei den Böllerschüssen und die Band ist nicht mehr komplett. Und tatsächlich war vorhin kurz ein Martinshorn zu hören. Aber das war wohl eher die Feuerwehr, die irgendeinen Keller auspumpen muss. Die Band wird die übliche Verspätung haben. Künstler halt.
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Freitag, 21. Juni 2019
Jetzt aber statt erstmal das, dann aber
Am 1. Mai das erste Mal bewusst mit ihr geredet. Naja, geredet. Wir waren betrunken, ich um Welten mehr als sie. Tatsächlich hätte ich mich nicht an sie erinnert, wäre da vorhin nicht dieses Foto in WhatsApp aufgeploppt. Wir haben geredet, aber ich glaube mehr aneinander vorbei. Ich hatte meinen anhimmelden Blick, der den ich immer habe und eigentlich ist er auch gar nicht anhimmelnd, sondern nur alkoholbedingt langsam. Dass er dann eben anhimmelnd und nicht betrunken wirkt, rede ich mir vielleicht auch nur ein, aber letztlich ist das auch egal. Wir haben uns seitdem auch nicht mehr gesehen und was wir genau geredet haben, wird wohl für immer unser Geheimnis bleiben, denn in der WhatsApp Nachricht mit dem Foto stand auch, dass sie heute morgen verstorben ist. Völlig ungeplant und wegen einer eigentlich banalen Sache. Uns trennen zwei Jahre, das ist nicht viel. Die Einschläge kommen also näher und die üblichen "Das Leben ist zu kurz"-Gedanken poppen in solchen Momenten natürlich wieder auf wie versenkte Bojen im Meer, bei denen der Anker gerissen ist.
vor drei Jahren hatte ich das ganz gut drauf, dieses "Jetzt aber". Momentan bin ich wieder eher im "Erstmal das, dann aber"-Modus. Bis vorhin. Mal schauen, wie lange das "Jetzt aber" nun vorhält.
vor drei Jahren hatte ich das ganz gut drauf, dieses "Jetzt aber". Momentan bin ich wieder eher im "Erstmal das, dann aber"-Modus. Bis vorhin. Mal schauen, wie lange das "Jetzt aber" nun vorhält.
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Donnerstag, 20. Juni 2019
Das richtige Wochenende nach dem gefühlten
Gestern fühlte sich an wie ein Freitag, was den großen Nachteil mit sich bringt, dass heute gefühlt Samstag, morgen aber nicht Sonntag, sondern ein normaler Arbeitstag ist. Zumindest für mich, aber Urlaub nehmen war nicht drin. Deshalb muss ich mich ein bisschen zusammenreissen und die Samstagsabendpartylaune etwas unterdrücken. Sollte machbar sein.
Und eigentlich sind solche Brückentage, an denen man arbeitet ja auch ganz nett. Es ist nicht viel los, das Telefon eher ruhig und die Arbeit gechillt. Bei mir morgen leider nicht, weil ein neues Projekt ansteht und alle Beteiligten morgen auch am Start sind. Nun denn, es ist immerhin ein cooles Projekt, das viel Spaß verspricht. Und hoffentlich ein paar interessierte Kunden, denn daran mangelt es zur Zeit. Dafür gibt es viele Gründe, einer der wichtigsten (und auch bescheuertsten) ist: die haben alle zuviel Geld und kaufen deshalb lieber völlig überteuert total überdimensionierte Dinge, die sie nicht mal ansatzweise ausschöpfen können und sogar für das bisschen, dass sie davon nutzen, brauchen sie nochmal überteuerte Schulungen. Das ist wie bei reichen alten Männern, die sehr junge gutaussehende Frauen haben. Sieht gut aus, so richtig viel damit anfangen können sie aber nicht (mehr).
Naja, jedenfalls muss ich morgen arbeiten. Wird aber auszuhalten sein; Freitags kommt der Feierabend auch etwas früher und das Beste: dann ist wirklich Freitag! Und der Tag darauf ist wirklich Samstag. Ist es nicht schön?
Und eigentlich sind solche Brückentage, an denen man arbeitet ja auch ganz nett. Es ist nicht viel los, das Telefon eher ruhig und die Arbeit gechillt. Bei mir morgen leider nicht, weil ein neues Projekt ansteht und alle Beteiligten morgen auch am Start sind. Nun denn, es ist immerhin ein cooles Projekt, das viel Spaß verspricht. Und hoffentlich ein paar interessierte Kunden, denn daran mangelt es zur Zeit. Dafür gibt es viele Gründe, einer der wichtigsten (und auch bescheuertsten) ist: die haben alle zuviel Geld und kaufen deshalb lieber völlig überteuert total überdimensionierte Dinge, die sie nicht mal ansatzweise ausschöpfen können und sogar für das bisschen, dass sie davon nutzen, brauchen sie nochmal überteuerte Schulungen. Das ist wie bei reichen alten Männern, die sehr junge gutaussehende Frauen haben. Sieht gut aus, so richtig viel damit anfangen können sie aber nicht (mehr).
Naja, jedenfalls muss ich morgen arbeiten. Wird aber auszuhalten sein; Freitags kommt der Feierabend auch etwas früher und das Beste: dann ist wirklich Freitag! Und der Tag darauf ist wirklich Samstag. Ist es nicht schön?
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Mittwoch, 19. Juni 2019
Der etwas andere Kollege
Ich habe seinen Namen im Firmenverzeichnis gelesen, aber hatte bisher noch nie mit dem Kollegen zu tun. Gesehen habe ich ihn auch schon kurz, aber wirklich nur kurz und mehr als ein schnelles Hallo war nicht drin. Heute habe ich ihn dann mal länger erlebt.
Am Morgen wunderte ich mich über die Gespräche, die er einem anderen Kollegen aufdrückte. Eigentlich Banalitäten, aber seine Wortwahl war ungewöhnlich, ohne dass ich konkret benennen könnte wieso. Es ging um Grillen bei den Nachbarn und den außergewöhnlichen Geschmack der Chicken Wings, die es dort gab. Über die Produktauswahl im Allgemeinen und dass es mit anderen Produkten gar nicht ginge. Es war alles in allem Small Talk, aber schon da fühlte es sich komisch an.
Später war ein großer Termin, bei dem er auch zugegen war - sogar in exponierter Rolle: er stellte eines seiner Projekte vor. Es ist ein technisches Projekt und da mein Anteil an der übergeordneten Sache diesen Bereich nur am Rande tangiert, war ich hier bisher auch nur wenig informiert. Das änderte sich schlagartig, als er dran war. Er berichtete von den Vorgaben, ging extrem in die Tiefe, nannte Details, die so komplex waren, dass wahrscheinlich nicht nur ich ausgestiegen bin. Er hob Dinge hervor, die meines Erachtens nicht hervorhebenswert waren und erwähnte wirklich alles, was man erwähnen kann. Ich war etwas genervt, weil ich eigentlich eine Bahn erwischen wollte und die Chance dafür mit jedem neuen Detail kleiner wurde. Die anderen hörten sich aber alles wohlwollend lächelnd an, was mich etwas wunderte.
Man merkte, dass er kein geübter Sprecher ist. Er verhaspelte sich hier und da und überhaupt wirkten die Sätze sehr konstruiert. Da fiel es mir zum ersten Mal auf. Auch, dass sein Blick zwar schon Richtung Projektion vom Beamer ging, aber nicht auf das eigentlich Bild, sondern immer nach rechts oben. Wenn man dann darauf achtet, fallen einem immer mehr Dinge auf. Die Zeichnungen im Notizbuch, Besonderheiten bei der Kleidung, die Art der Rasur...
Ich kenne mich nur bedingt mit Autismus aus, aber bin mir fast sicher, dass er Autist ist, wenn auch nur in einer schwachen Form. Wobei... letztlich kenne ich auch nur die Rainman-Variante plus den einen oder anderen Bericht über andere Autisten, bei denen man es den Betroffenen durchaus anmerkt, es aber nicht zuordnen kann und die auch ihr Leben eigenständig führen können.
Ihn direkt darauf ansprechen fände ich seltsam - vor allem, wäre es doof, wenn ich nicht recht habe. Das ist wie einer Frau zur baldigen Geburt gratulieren, obwohl sie nicht schwanger ist oder die Frisur von jemandem loben, der wegen Chemo eine Perücke trägt. Fettnäpchen warten überall und sie pflastern meinen Weg.
So oder so ist sein Projekt auf einem großartigen Weg und ich freue mich, wenn er uns über die weiteren Fortschritten informiert.
Am Morgen wunderte ich mich über die Gespräche, die er einem anderen Kollegen aufdrückte. Eigentlich Banalitäten, aber seine Wortwahl war ungewöhnlich, ohne dass ich konkret benennen könnte wieso. Es ging um Grillen bei den Nachbarn und den außergewöhnlichen Geschmack der Chicken Wings, die es dort gab. Über die Produktauswahl im Allgemeinen und dass es mit anderen Produkten gar nicht ginge. Es war alles in allem Small Talk, aber schon da fühlte es sich komisch an.
Später war ein großer Termin, bei dem er auch zugegen war - sogar in exponierter Rolle: er stellte eines seiner Projekte vor. Es ist ein technisches Projekt und da mein Anteil an der übergeordneten Sache diesen Bereich nur am Rande tangiert, war ich hier bisher auch nur wenig informiert. Das änderte sich schlagartig, als er dran war. Er berichtete von den Vorgaben, ging extrem in die Tiefe, nannte Details, die so komplex waren, dass wahrscheinlich nicht nur ich ausgestiegen bin. Er hob Dinge hervor, die meines Erachtens nicht hervorhebenswert waren und erwähnte wirklich alles, was man erwähnen kann. Ich war etwas genervt, weil ich eigentlich eine Bahn erwischen wollte und die Chance dafür mit jedem neuen Detail kleiner wurde. Die anderen hörten sich aber alles wohlwollend lächelnd an, was mich etwas wunderte.
Man merkte, dass er kein geübter Sprecher ist. Er verhaspelte sich hier und da und überhaupt wirkten die Sätze sehr konstruiert. Da fiel es mir zum ersten Mal auf. Auch, dass sein Blick zwar schon Richtung Projektion vom Beamer ging, aber nicht auf das eigentlich Bild, sondern immer nach rechts oben. Wenn man dann darauf achtet, fallen einem immer mehr Dinge auf. Die Zeichnungen im Notizbuch, Besonderheiten bei der Kleidung, die Art der Rasur...
Ich kenne mich nur bedingt mit Autismus aus, aber bin mir fast sicher, dass er Autist ist, wenn auch nur in einer schwachen Form. Wobei... letztlich kenne ich auch nur die Rainman-Variante plus den einen oder anderen Bericht über andere Autisten, bei denen man es den Betroffenen durchaus anmerkt, es aber nicht zuordnen kann und die auch ihr Leben eigenständig führen können.
Ihn direkt darauf ansprechen fände ich seltsam - vor allem, wäre es doof, wenn ich nicht recht habe. Das ist wie einer Frau zur baldigen Geburt gratulieren, obwohl sie nicht schwanger ist oder die Frisur von jemandem loben, der wegen Chemo eine Perücke trägt. Fettnäpchen warten überall und sie pflastern meinen Weg.
So oder so ist sein Projekt auf einem großartigen Weg und ich freue mich, wenn er uns über die weiteren Fortschritten informiert.
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