Mittwoch, 20. August 2025
Wortakrobaten sind die von der Fernuni

Es kostete viel Energie, mich aufzuraffen und aufs Rad zu setzen, aber dann war es - natürlich - doch schön. Eine mittlere Runde, die meiste Zeit im Wald, Musik und Podcast auf den Ohren und doch die Ruhe der Natur gespürt. Herrlich.

Aufraffen fiel deswegen so schwer, weil in den letzten Tagen eine bleierne Müdigkeit in mir ist, die sich auch nicht wegschlafen lässt. Ich wache mit ihr auf, sie begleitet mich den Tag über und lässt sich auch nicht mit schweren Waffen wie Kaffee beseitigen. Natürlich leidet da die Konzentration, von der Laune ganz zu schweigen. Ich überlege, ob ich mich am Nachmittag krank melde und einfach nur schlafe. Dann läge ich wiederum vielleicht in der Nacht wach und es wäre nichts gewonnen. Deshalb kämpfe ich mich wahrscheinlich durch, versuche auch in Meetings hellwach zu wirken und den Tag zu überstehen. Am Abend noch eine kleine Runde mit dem Rad, bevor morgen das Wetter wechselt und dann früh ins Bett. Also quasi wie gestern.

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Auf dem Rückweg mit dem Rad noch kurz am Supermarkt vorbei. Mein Kaffeevorrat ist zwar enorm, aber es fehlte genau an einer Sorte: Pads "Typ Espresso". Die sind aber wichtig für den Tagesablauf, der folgendermaßen aussieht (im Hinblick auf Kaffeekonsum):

Am Morgen, relativ direkt nach dem Aufstehen, gibt es den ersten Kaffee. Mittlere Stufe, doppelte Menge. Das ist perfekt für die großen Tassen, die ich dafür habe. Mit diesem Kaffee gehts zum MoMa. Dazu noch ein großes Glas Wasser (nächtlich verbrauchte Flüssigkeit nachfüllen, Pillen einwerfen). Derweil brodelt auch schon das aufgesetzte Wasser für den Tee später. Wenn der Puls sich nach der Sicht der Nachrichten im MoMa wieder etwas gelegt hat, wird ein zweiter Kaffee aufgesetzt (und das heiße Wasser vom Wasserkocher zusammen mit zwei Teebeuteln in die Kanne verfrachtet). Weiterhin mittlere Stufe, doppelte Menge. Mit dieser Tasse gehts ins heimische Büro. Von diesen Mittlere Stufe-doppelte Menge-Kaffees gibt es noch zwei, dann steige ich um auf Tee, der seither vor sich hingezogen hat. Aktuell ist die erste Kanne "Zimtschnecken"-Tee. Fragen Sie nicht.
Die Kaffeezeit ist somit durch - bis auf die Mittagspause. Oft gehe ich da eine Runde laufen und gönne mir danach einen Joghurt mit Obst. Oder es gibt Joghurt mit Obst ohne Laufen. Es ist unterschiedlich. Was es aber so ziemlich immer gibt: einen Kaffee. Diesmal allerdings die untere Stufe - die sogenannte "Espresso-Funktion". Dafür macht die Maschine andere Geräusche als sonst; sie versucht angestrengt zu klingen und dann presst sie unter Mühen und mit viel Kraft einen "Espresso" raus. Dafür habe ich mir extra spezielle kleine Espresso-Tassen gekauft und da passt auch exakt eine Portion Espresso rein. Deshalb klicke auch nur auf "einfache Menge" und nicht die "2 Tassen"-Taste wie am Morgen. Diesen Espresso gönne ich mir mit einem Stück Schokolade von Lindt - frisch aus dem Tiefkühlfach. Experten weinen, aber das ist mir egal.
Für diesen mittäglichen Espresso nehme ich die Pads "Typ Espresso", was ja Sinn macht. Zumindest dem Namen nach. Und diese Pads waren leer. Ein Drama. Deshalb fuhr ich gestern noch kurz beim Supermarkt vorbei und nun ist alles gut: heute mittag steht einem Espresso nichts im Weg. Die Schokolade liegt auch schon kühl.

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Marco Wanda hat ein Buch geschrieben und ist plötzlich geläutert. Keine Party mehr, kein Schnaps und Schluss mit Drogen. Nur noch Zigaretten, das muss ein als Intellektueller. Bei einem Kaffee, ohne Schuss, wird berichtet, wie viel besser es doch ohne ist. Da hat er wahrscheinlich recht.
Was mich aber immer stört: diese Einsicht kommt NACH den ganzen Eskapaden, den Exzessen, den verschwitzten Drogennächten in Hotelsuiten. Sie kommt immer, wenn schon alles erlebt ist. Das macht mich immer ein bisschen neidisch. Ich würde gerne auch geläutert sein, aber mir fehlt der Exzess davor.

Ich bin gespannt auf das Buch, aber das dauert noch, bis ich dazu komme. Es sind noch ein paar andere in der Pipeline.

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Von der Verlagswebsite:

"Er studierte Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst..."

Sprachkunst. Ein schönes Wort. Und man kann sie studieren. Danach ist man Sprachkünstler. Oder Wortakrobat. Das sind die von der Fernuni.

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Dienstag, 19. August 2025
Die Energie meines Herzens wird wegen Zugausfall heute nicht für die Bahn gebraucht

Eigentlich hatte ich es schon erwartet, aber trotzdem den Wecker auf die Zeit gestellt, die mich hätte pünktlich sein lassen. Es ist schon eine Weile her, dass mich der Wecker aus dem Schlaf gerissen hat - normalerweise wache ich ein paar Minuten (manchmal auch viele Minuten) vorher auf - aber heute ist es passiert. Mitten aus einem Traum, den ich schon wieder vergessen habe, auch weil er belanglos war. Es war kein erotischer, kein spannender und kein mystischer Traum. Nicht erinnerungswürdig, so das Urteil meines Unterbewusstseins, dabei möchte ich mich erinnern. Ich lese nämlich gerade ein Buch über luzides Träumen und da ist die Erinnerung an Träume ein wichtiger Bestandteil. Daran muss ich noch arbeiten.

An den Traum erinnere ich mich nicht mehr, aber ich war wach. Mit wummerndem Herzen und schnellem Atem. So ist das, wenn man aus dem Schlaf gerissen wird und kein GSG9ler oder Mitglied der Navy Seals ist und darauf trainiert ist, jederzeit aus dem Schlaf gerissen zu werden und deshalb direkt in Habachtstellung und bereit zum Meucheln des Feindes ist. Es war aber eh kein Feind weit und breit, also nicht weiter schlimm, dass ich so panisch, aber auch unvorbereitet in den Tag geworfen wurde. Immerhin war ich pünktlich. Im Gegensatz zur Bahn. Die vermeldete den Ausfall meiner heutigen Fahrt. Einfach so. Wir fahren nicht, suchen sie sich eine Alternative. Die Alternativen sind keine Alternativen, weil die Fahrten viel zu lange dauern und mit Umstiegen sind, was - man kennt die DB ja mittlerweile - zu weiteren Verzögerungen führen wird.

Nun haben sie ja diesen Lutz rausgeworfen, also so ein bisschen, weil... er ist ja noch da. Wie lange weiß man nicht, aber schon noch ein bisschen. Mindestens bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger da ist. Aber rausgeworfen ist er. Das ist ein Trauerspiel. Man könnte fast meinen, der Dobrindt ist noch zuständig. Oder Andreas Scheuer.
Gut möglich, dass der Lutz doch noch die vertraglich festgelegte Laufzeit voll macht, weil kein Nachfolger gefunden wurde, diese Restlaufzeit aber vergoldet wird, weil er ja eigentlich rausgeworfen wurde und das Ganze als "externer Berater" durchzieht. Man könnte den kompletten Bahnverkehr in Süddeutschland mit der Energie betreiben, die mein Herz benötigt, um die Ader am Hals mit Blut zu versorgen, das sie braucht, um so anzuschwellen, wie bei dem Gedanken an diesen Irrsinn.

Meine Bahn fährt also nicht, ich somit auch nicht, weil bei all dem Wahnsinn eine Fahrt mit dem Auto noch bescheuerter wäre. Muss man sich mal vorstellen: die Bahn ist TROTZDEM noch die bessere Alternative.

Somit: Home Office. Das ist gut, weil es da Kaffee gibt. Jetzt schon. Ansonsten wäre ich um Zug, hätte keinen Kaffee. Dafür könnte ich lesen. Über luzides Träumen zum Beispiel. Wobei das keine gute Idee wäre. Man möchte das ja gleich ausprobieren und dafür müsste man schlafen. Das geht aber nicht (bzw. doch. Geht. Machen auch einige. Kurz vor der Einfahrt Richtung Zielbahnhof gehen dann diverse Handy-Wecker an. Dimm Dimm Dididimm, Dimm Dimm Dididimm, Didididididididimmmmmm), deshalb habe ich ein anderes Zuglesebuch parat. Das wäre momentan das neue von Heinz Strunk. Kann man ja nichts falsch machen. Ich bin aber nicht im Zug und lese somit nicht. Zumindest kein Buch, dafür gleich mal kurz die Nachrichten. Da wird die Ader am Hals sicher wieder viel Blut brauchen, aber kein Problem: die Energie meines Herzens wird ja nicht für die Bahn gebraucht, denn die fällt aus.

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Montag, 18. August 2025
Heute ist ein guter Tag, um mit Popeln aufzuhören

Heute ist ein guter Tag, um mit Popeln aufzuhören. Wenn man den ganzen Tag auf den trockenen Feldern und dem aufgewirbelten Staub der Menschenmassen eines Open Air Konzerts zugebracht hat, ist der Output in etwa so, wie bei einem Minenarbeiter nach einer Zwölfstundenschicht. In meinem Alter fühlt man sich nach dem Open Air auch ähnlich.

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Angus Young ist ein paar Jahre jünger als mein Vater, nur ein paar, aber der Unterschied ist schon gewaltig. Schade, dass ich Angus nicht persönlich getroffen habe, sonst hätte ich ihm sagen können, dass er ein bisschen langsam machen soll. Bald ist es vorbei mit dem Rumgehüpfe und Gitarrengedresche, dann heißt es Rollator und Wundverband statt Bühne und Gibson GS. Andererseits ist mein Vater auch von ein paar Jahren nicht rumgehüpft, weder auf Bühnen noch sonstwo und eine Gibson GS malträtiert er auch nicht - er hat keine und kann auch gar nicht Gitarre spielen.
Bisher dachte ich, dass sei auch gut so: hat er wenigstens auch keine fast noch minderjährige Freundin wie Angus Young. Fände ich ja auch nur so mittelprächtig - speziell wegen Erbe und vielleicht würde auch ein bisschen Neid reinspielen. Aber ich habe Angus Young da Unrecht getan: anscheinend ist er seit 40 Jahren verheiratet, keine neue (und außerordentlich junge) Freundin weit in Sicht. Ein grundsolider Typ. Immerhin da gibt es Parallelen zu meinem Vater.

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Und in ein paar Wochen dann Apache 207 und Co. Kontrastprogramm.

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Sonntag, 17. August 2025
Don't talk

Dinge, die man nicht ansprechen sollte... da gibt es einiges und es kommt ständig etwas dazu. So sollte man zum Beispiel niemandem erklären, dass es eventuell gar keine Laktoseintoleranz ist, wenn man nach fünf Bier (das erste als spätes Frühstück um 11 Uhr), einem völlig überwürzten Grillsteak und einer Feuerwurst heftigen Durchfall bekommt. Und selbst wenn die Marinade des Steaks Joghurt enthielt, würden die Tabletten aus dem Drogeriemarkt trotzdem nur bedingt bis gar nicht helfen. Bin ja aber kein Mediziner und habe meine unqualifizierte Meinung für mich behalten.

Auch bei Politik: Ball flach und überhaupt raushalten. In etwa die gleiche Richtung gehend: E-Mobilität und Solarenergie. Bin raus.

Der große Vorteil: man muss so gut wie gar nicht reden, wenn man sich überall raushält. Kuchen und Salate loben; das geht und bringt Bonuspunkte. Am Ende wird man von allen als sympathisch und liebenswert wahrgenommen. Ein gern gesehener Gast. Hat den Nachteil, dass man auch weiterhin immer wieder eingeladen wird.

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Es gab auch Diskussionen über Backofentemperaturen. Aber sogar da habe ich mich rausgehalten. Es ging um einen speziellen Kuchen, der bei Person A immer viel dunkler wäre, als der gestrige, von Person B produzierte, obwohl die Basis doch das gleiche Rezept von Person C sei. Nach Irrungen und Wirrungen rund um Ober-Unterhitze und Umluft kam man zur Lösung des Rätsels: die Backtemperatur beträgt 130 Grad. Beim handschriftlichen Übertrag des Rezepts an Person A wurde geschludert und die 3 sah aus wie eine 8 und somit wurde aus 130 180 Grad, was mehr ist und zu einem viel dunkleren Resultat führt. Die fälschlicherweise eingesetzte Umluft tut ihr übriges. Hätte ich gleich sagen können, aber ich hielt mich ja raus.

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Wetter: es hat abgekühlt. Und wie. Aus 36 Grad wurden 24. Es ist großartig!

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Samstag, 16. August 2025
Dann haben wir schon was fürs Frühstück morgen

Aufzuwachen ohne Eilmeldung auf dem Handy ist in diesen Tagen auch viel wert. Besonders wenn sich abends zuvor zwei Psychos getroffen, um der Welt ihr gemeinsames Schwanzmessen vorzuführen. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass hierbei nichts Berichtenswertes geschehen ist, aber falls doch, was es keine Eilmeldung wert. Das ist schon mal gut.

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Heute abend eine Geburtstagsfeier im Familienkontext. Die ganze Veranstaltung wird äußerst cringe. Mit Ansage. Die Geburtstagskinder werden 18 und haben sicher keine gesteigerte Lust auf Feierlichkeiten dieser Art. Aber da muss man durch, wenn der Führerschein bezahlt werden soll. Die Großeltern mütterlicherseits sind einigermaßen erträglich. Die Großmutter hat zu vielem eine Meinung, aber kann diese auch ganz gut für sich behalten. Manchmal bricht sie aber doch durch. Der Großvater ist auch eher von der ruhigen Sorte. Er hat immer feuchte Augen, als hätte er gerade geweint oder stünde kurz bevor. In einer entsprechenden Einrichtung stünde "bitte beobachten!" in der Patientenakte und man würde bei der morgendlichen Übergabe auch immer darauf hinweisen. Bitte habt ein Auge auf ihn; es könnte sein, dass hier bald wieder ein Rückfall ansteht.
Die beiden anderen Großeltern wirken wie Leute, die mit einem Handwerkerbetrieb zu Geld gekommen sind. Es reicht für vier Mal Urlaub im Jahr (TUI, schickes Hotel, all inklusive) und einen Daimler (geleast zwar, aber schon mit allen Extras). Das Haus ist abbezahlt, der Schmuck echt, die Kleidung von Hilfiger und Co. Man zeigt, dass man es geschafft hat, aber es ist noch kein Protzen. Der Reichtum ist vorhanden, aber nicht im Übermaß. Der Weg zur High Society ist noch weit, ist aber auch nicht angestrebt. Auch diese Großeltern sind eher ruhig. Die Geschenke werden aber sicher cool. Oder die Umschläge etwas dicker sein.
Am Grill wird der Vater stehen. Auf der Grillschürze ist entweder ein oberkörperfreier, muskulöser Männerkörper abgedruckt oder es steht etwas drauf wie: "Heute kocht der Papa" oder so. Das Weizenbier ist durchgehend zu warm, weil es links vom Grill, aber viel zu nah dran steht. Die Würstchen türmen sich auf der Warmhaltefläche, daneben liegen Steaks in allen Formen und Farben. Hinten in der Ecke blubbert ein Schafskäse vor sich hin. Für die Vegetarier. Die Veganer dürfen sich am Grillgemüse bedienen. Oder am Fisch. Höhöhö. Es wird viele Sprüche dieser Art geben.

Sobald der erste Hunger mit Fleisch, Salaten und Baguette gestillt ist, wird abgeräumt. Man braucht den Platz für Kaffee und Kuchen. Außerdem stehen schon die ersten Schnäpse parat. Für die ganz edlen Tropfen geht der Vater - nun ohne Grillschürze - mit einem Korb voller Flaschen von Tisch zu Tisch und zählt überall aufs neue auf, was die alkoholische Schatztruhe beinhaltet. Die Renner sind Williams Christ, Haselnuss und der Ouzo aus der eiskristallüberzogenen Flasche direkt aus dem Eisfach.

Die Geburtstagskinder sind nun 18 und dürfen auch, worauf so ziemlich jeder sie mehrfach mit süffisantem Grinsen hinweist. Die wollen aber gar nicht; viel lieber wäre ihnen, wenn die ganze Nummer bald vorbei wäre. Mit etwas Glück wird das auch der Fall sein. Nach dem vielen Essen, dem Kuchen und den Schnäpsen kann auch Kaffee nichts mehr retten und die Müdigkeit siegt. Schön wars, hoffentlich sieht man sich bald mal wieder, Danke für die Einladung, feiert noch schön, auf Wiedersehen. Ja klar, gerne nehme ich ein bisschen Kuchen mit. Waren ja wirklich einige und bei dem Wetter isst man auch nicht so viel. Super, dann haben wir schon was fürs Frühstück morgen. Jetzt aber wirklich. Tschüssi.

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Wochenende. Draußen kehrt jemand. Die Rasenmäher stehen auch schon bereit; um 8 Uhr fällt der Startschuss. Am Grünschnittabgabeplatz wird die erste Welle für 9.30 Uhr erwartet. Man ist vorbereitet.

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