Freitag, 17. Mai 2019
Motorradkauf unter Nachbarn

Vor über acht Jahren habe ich mir nach langer Pause wieder ein Motorrad zugelegt. Ich hielt das für eine gute Idee, der Anwalt meinte, ich solle mein Geld lieber so anlegen als auf der Bank belassen und früher bin ich auch tatsächlich gerne und viel gefahren. Gerne gefahren bin ich weiterhin, nur nicht mehr soviel und somit stand die Maschine die meiste Zeit in der Garage. Ich musste sogar vor zwei Jahren die Reifen wechseln, weil sie vom Rumstehen hart geworden waren. Steuer und Versicherung kosten so gut wie nichts, aber war schade um das Motorrad, dass es nur so in der Garage vor sich hinvegetierte, nicht bewegt wurde und dabei auch noch im Weg stand.
Im Zuge eines minimalen Aufräumwahns, kam Anfang des Jahres die Idee auf, die Maschine endlich zu verkaufen und wie es der Zufall so will, suchte ein Junge aus der Nachbarschaft ein Motorrad. Er ist sehr groß, meine Maschine gut gewartet und der Motor nicht überdimensioniert. Sie war perfekt für ihn. Weniger perfekt waren seine finanziellen Mittel. Er studiert, wird mehr oder weniger von den Eltern und hauptsächlich dem Opa noch unterstützt. Aber da auch der Vater Motorrad fährt und die beiden schon von Vater-Sohn-Touren schwärmten, wollte ich nicht so sein und verkaufte ihm das Motorrad unter Wert. Bei den einschlägigen Portalen im Web hätte ich bestimmt einen Tausender mehr bekommen; hätte mich aber noch um neuen TÜV, An-, Abmelden, Saubermachen, dies und das und jenes kümmern müssen. Und obwohl ich selten damit unterwegs war, hing mein Herz doch an dem Teil und so wusste ich es in guten Händen. Er hat sich dann ums Ummelden gekümmert, das Geld war ruckzuck auf dem Konto und alles war gut.
Heute fahre ich nach einer kleinen Radtour an deren Haus vorbei und sehe davor ein Motorrad, das schon mal diese Woche dort stand. Meins war ein Tourer, das ist eher eine schnellere Variante, auch eine andere Marke und eben ein anderes Motorrad. Haben sie halt Besuch von einem Motorradfahrer, dachte ich, nur: das Nummernschild besteht aus den Initialen meines nichtsofinanzkräftigen Nachbarsohns, womit sich natürlich der Verdacht aufdrängt, dass es seine Maschine ist. Sollte dem so sein, bin ich mir fast sicher, dass er keine zwei Maschinen sein eigen nennt und somit meine ehemalige Maschine nicht mehr seine ist, ergo er sie verkauft oder in Zahlung gegeben hat und in beiden Fällen sicher nicht zu dem Super-Duber-Freundschaftspreis, zu dem er mir das Motorrad abgekauft hat.
Ich sehe seine Mutter ab und an auf der Straße, sie ist eine Frau mit Gewissen und sie werde ich mal ganz treudoof danach fragen. Ich bin gespannt. Und fände es schade, wenn es tatsächlich so abgelaufen wäre… aber erstmal abwarten.

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Und?

Ähnliche Situationen habe ich auch schon erlebt, weil ich Dinge, die ich nicht mehr brauche, lieber für kleines Geld (oft auch für gar kein Geld) an Menschen weitergebe, von denen ich weiß, dass sie sie gut gebrauchen können, aber nicht die Mittel haben, den regulären Preis zu bezahlen. Mehrfach habe ich dann aber auch mitbekommen, dass sie diese Dinge dann selber mit Gewinn weiterverkauft haben - und jedesmal löste das ein seltsames Gefühl aus, wobei: Was sollen diese Leute eigentlich tun, wenn sie die entsprechenden Dinge selber irgendwann nicht mehr benötigen? Eben weil sie über beschränkte Mittel verfügen, können sie sich diese Großzügigkeit, Dinge unter Wert abzugeben, längst nicht so locker leisten wie ich.
Aber obwohl mir das klar ist, fühlt es sich jedesmal seltsam an.

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Ich weiß es noch immer nicht... habe bisher noch niemanden getroffen zum Nachfragen und klingeln werde ich deshalb nicht. Es bleibt spannend.

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