Freitag, 4. Dezember 2020
Wenn der Nachbar abends klingelt
Es klingelt, der Nachbar steht vor der Tür. Ob ich mal zehn Minuten Zeit habe, ich möge doch rauskommen, er will mir was zeigen. In solchen Momenten wird man nervös; das ist wie bei einer Polizeikontrolle: eigentlich weiß man, dass man nichts verbrochen hat, keine illegalen Sachen oder Leichen im Kofferraum (wobei man die Leiche ja irgendwie auch zu den illegalen Sachen zählen könnte, bin aber kein Jurist: vielleicht ist Leichen im Kofferraum zu transportieren legal, solange man nicht Schuld daran ist, DASS es eine Leiche ist), zu schnell gefahren ist man auch nicht und für den Juwelenraub können sie unmöglich Beweise haben. Trotzdem hat man dieses mulmige Gefühl. Und genauso wars beim Nachbarn. Hab ich in letzter Zeit meinen Müll in seinen Garten geworfen? Ist die Tochter schwanger und ich muss zum Vaterschaftstest? Hab ich versehentlich seinen Zaun umgefahren? All das kann ich klipp und klar verneinen: kein Müll im Garten, die Tochter nicht angefasst, der Zaun ist tipptopp in Ordnung. Letztendlich geht es eine Gemarkungsgeschichte und weil ich ein netter Nachbar bin, kann er meinetwegen machen, was er will. Na, nicht unbedingt alles, aber das was er wollte, sollte schon okay sein.
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