Mittwoch, 24. Januar 2024
Volles Haar und Restglitter

Ein stürmischer Tag steht bevor. Die ohnehin klapprige Scheune der Nachbarn klappert schon jetzt bedenklich (was aber okay ist, sagte man mir. Das müsse so sein, weil die Bretter absichtlich lose angebracht sind, weil sie beweglich sein müssen, um sie auf und zu klappen zu können. In der Scheune wurde dereinst Tabak zum Trocknen aufgehängt. Hier ein kleiner Tipp: der Hinweis, dass es ja noch andere Pflanzen gäbe, die es zu trocknen gilt und man mit so einer Scheune doch direkt ins große, bald vielleicht legale Geschäft einsteigen könnte, kommt nur bedingt gut an. Man ist hier noch nicht so weit). Die Katzen sehen im Wind aus wie 80er Jahre Rockbandmitglieder vor einem Riesenventilator bei einem Videodreh, sie reagieren aber nicht auf Jon und Bon Jovi. Allerdings reagieren sie auf ihre richtigen Namen auch nicht. Vielleicht bleibe ich also heute bei 80er Jahre Rockstarnamen (Joey, David, Tommy, Nikki...), wenn sie sich draußen den Wind ums Fell pusten lassen.

Ich wollte in der Mittagspause eigentlich auch eine Runde raus, aber ob das geschehen wird, entscheide ich spontan anhand der dann vorherrschenden Umstände. Rein optisch würde es sich bei mir nicht lohnen - nichts mit 80er Jahre Rockstar, bzw. doch schon, aber eben wir ein 80er Jahre Rockstar heute. Viele haben zwar immer noch einen erstaunlich kompakten Haarwuchs, die meisten allerdings nicht und ich bin ein ganz herkömmlicher 80er Jahre Rockstar mit entsprechender Frisur.
Als 80er Jahre Rockstar altern ist übrigens auch nicht leicht. Einige sind nie von dem Trip runtergekommen, laufen mit Brillen mit bunten Gläsern rum, ein Tuch hier, ein paar Nieten da, Firlefanz an den Klamotten, Stiefel so bunt wie der Wassermalkasten der Enkel, die Haare (sofern in ausreichender Menge vorhanden) blondiert oder tiefschwarz, Kajal in breiten Streifen um die Augen, ein Joint in den Gichtgeplagten Fingern. ODER es sind eben Männer, die aussehen wie die meisten Männer in dem Alter eben aussehen. Gedeckte Farben, ausgedünntes Haar, die restlichen Fusel meistens etwas wirr und ungebändigt durch die Prärie wehend, Pullunder über dem Polo-Hemd, ein dicker Goldring als Zeichen, dass noch Geld da ist... alte Männer halt. Beide Varianten sind ein bisschen enttäuschend. Bei den Nostalgikern mit dem abbröckelnden Restglitter wirkt es meist ein bisschen peinlich, bei den auf herkömmlichen Weg Gealterten ist es eine Enttäuschung festzustellen, dass die Helden von einst ja doch ganz normale Menschen sind. Naja, am wichtigsten ist, dass keiner von beiden auf die Idee kommt, neue Platten rauszubringen. Die Nummer ist durch.

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