Montag, 14. November 2011
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Die Raucherdiskriminierung erreicht neue Dimensionen: eine Mini-Raucherkabine für die gesamten drei Terminals, direkt neben den Toiletten in eine widrige Ecke gepfercht und als Gipfel der Verhöhnung grinsen einen darin Raucherentwöhnungsnikotinkaugummiwerbeplakate an. Gleich drei Stück (für jedes Terminal eins). Frechheit. Es gab wohl auch ein Restaurant mit Raucherbereich, aber das war, wenn ich das richtig gesehen habe, ein französisches Restaurant. So sehr kann man gar nicht auf Entzug sein.

Stattdessen in ein deftig-urig angehauchtes Restaurant. Nicht zum essen, und das ist einem dann ja immer peinlich. Nein, danke. Keine Karte. Nur einen Kaffee. Dazu den leicht genervten Blick des Personals. In diesem Fall kein Problem: es gab ein technisches Problem in der Küche, weshalb diese kalt blieb. Perfekt. Naja, nahezu perfekt, weil "Rauchen verboten". Durch die ausgefallene Küche blieben anscheinend auch die Gäste weg, ich war so gut wie alleine dort. Das Personal schwelgte derweil an der Theke in Erinnerungen an die isländische Aschewolke. Das war wohl ein großes Fest für die terminalinterne Gastronomie. Heute hats nicht geklappt; der Nebel war dann doch nicht zäh genug und sowieso wäre die Küche ja eh nicht einsatzbereit gewesen.

Nachdem ich gehört hatte, dass Bratislava gar nicht weit weg ist, sondern quasi um die Ecke liegt, musste ich die ganze Zeit an Hostel (der gar nicht in Bratislava spielt, aber trotzdem) denken und tatsächlich waren da plötzlich ganz viele Halbschönheiten mit dem gewissen heroinesquen Touch. Dafür kein Hostel in nächster Nähe und ich somit in Sicherheit. Osteuropäische Schönheiten (und Halbschönheiten) erkennt man übrigens als osteuropäisch. Keine Ahnung wieso. Vielleicht ist es das letzte Quentchen, dass dann doch zur finalen Eleganz fehlt, vielleicht ist es eine andere Sorte Make-up. Eventuell könnte es natürlich auch die Sprache sein.

Die Sitznachbarin (dankenswerterweise mit einem freien Platz dazwischen) erkannte man auch an der Sprache. Nirgends klingt "Bussi" so schön wie bei Wienern. Sie sagte das nicht zu mir, sondern zum Freund am Telefon, der sie schon sehnsüchtig erwartet. Hoffe ich mal, sie hält es nämlich fast nicht mehr aus. Wie man mit solchen Fingernägeln ein iPhone bedienen kann ist mir auch schleierhaft, funktioniert aber anscheinend.

Ach ja: Tomatensaft wurde - natürlich - auch bestellt. In der Reihe vor mir, zusammen mit einem Monatsvorrat an Gummibärenkram, Wasser und Chips. Letzteres hätte mich ja auch angemacht, aber nachdem meine Nahrungsaufnahme an diesem Tag bis zu diesem Zeitpunkt aus einem Fehlkauf an der Terminalbäckerei (Ein Pseudolaugenbrötchen mit Schinken und Kraut(!). Ich habe das als Körnerbrötchen mit Schinken angesehen und per Fingerzeig bestellt. Ein Fehler), der auch nur halb gegessen wurde, wollte ich mir den zwar unverhofften, aber dennoch willkommenen Diättag nicht noch verderben.

Bei der Landung hat übrigens keiner geklatscht. Das gibt mir den Glauben an das Gute im Menschen dann doch zum Teil wieder zurück.

* teilweise am Nachmittag analog auf Papier vorgebloggt

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