Freitag, 20. April 2012
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Ich habe einen neuen Kunden. Ein Startup-Unternehmen mit noch geringen Mitteln, aber Unmengen an Motivation. Startup-Unternehmen versprühen einen gewissen Charme - solange sie in nicht in bestimmten Vierteln in Hamburg oder Köln beheimatet sind und die Geldgeber keine substantiellen Arschlöcher ohne Gewissen, dafür mit halbseidenem Charakter sind. Meines Wissens gibt es hier aber keine ominösen Venture-Nasen im Hintergrund und der Laden sitzt in Berlin. Wunderbare Vorraussetzungen also. Meine aktuelle Ansprechpartnerin dort ist eine Amerikanerin; zumindest nehme ich das aufgrund des Namens und des Akzents an. Außerdem beginnt sie jedes Telefonat mit den typisch amerikanischen Floskeln. Wie geht es Ihnen? Wie ist das Wetter bei Ihnen? Wie war das Wochenende. Und typisch amerikanisch ist sie auch gar nicht böse, wenn man das kurz und knapp durchspielt und dann direkt aufs eigentliche Anliegen umschwenkt.
In Startups geht es manchmal auch etwas chaotisch zu und oft sind da Leute mit ihm Spiel, die auf wasfüreineartauchimmer an ihre Jobs gekommen sind. Zu Anfang wirkt das wie ein gewaltiges Learn-by-Doing an allen Ecken und Enden, was zwar sympathisch rüberkommt, aber auch anstrengend sein kann. Vor allem, wenn die Leute etwas machen, was sie eigentlich gar nicht so wirklich können, dafür aber vorgeben, es zu können, in der Angst, dass sie auffliegen. Nun geht es bei unserer Zusammenarbeit um nichts Dramatisches wie Sicherheitsventile für Atomkraftwerke oder Inkubatoren für sterilste High-Tech-OP-Säle. Insofern stört es mich auch nicht allzu sehr, wenn sie behauptet, dass sie beispielsweise von HTML natürlich ganz viel Ahnung habe, aber im zweiten Satz fragt, was das für Zahlen da links in ihrem Texteditor seien. Oder warum diese Zahlen in einem anderen Editor pötzlich weg sind (sie scheint sich in den zehn Minuten schon daran gewöhnt zu haben, nachdem es ihr zu Anfang völlig fremd war). Und wie man das jetzt als HTML-Datei speichere. Alles eher suspekte Fragen, wenn man doch eigentlich Ahnung hat. Insofern ist man insgeheim froh, dass es wirklich nicht um Sicherheitsventile oder Inkubatoren geht. Sowas würde ich ungern am Telefon erklären müssen, ohne zu sehen, was mein Gegenüber gerade wie wo macht.

So oder so habe ich im Gespräch immer mal wieder durchblicken lassen, dass es eigentlich viel besser wäre, wenn ich mal vorbeikäme, damit man das alles in einem Workshop durchspielt. Da bleibt alles viel besser im Gedächtnis und überhaupt ist es doch extrem wichtig, dass man sein Gegenüber mal persönlich kennenlernt. Und so. Mit etwas Glück springt also demnächst ein Tag Berlin bei raus.

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