Donnerstag, 8. Februar 2024
Ein Besuch im Stadion

Bisschen Mitleid habe ich ja schon: der Nachbar hat sich breitschlagen lassen, zu einem Fußballspiel zu fahren. Abends, nach Feierabend. Mitten im übelsten Berufsverkehr. Anfahrtsstrecke so ca. 150 Kilometer. Einfach. Zu einem Spiel von zwei Mannschaften, die ihn beide nur mäßig interessierten. Aber nun denn, es war ein Event mit ein paar Kumpels, da ist die Fahrt schon Teil der Party, das wird sicher lustig. Und scheiss aufs Wetter, denn das war unterirdisch. Schon hier, aber auf der Fahrt wurde es immer schlimmer. Der Regen wurde mehr und mehr. Na immerhin wird das Auto endlich mal sauber, feixten die Kumpels, jeder ein Bier in der Hand. Er nicht, er war der Fahrer. Aber natürlich lachte er mit. Gute Miene zum bösen Spiel. Das Gute: ein Parkplatz war schnell gefunden - leider ein Stück weg vom Stadion. Kein Problem, man hat ja gesunde Beine. Allerdings keinen optimalen Regenschutz und der Regen war vor Ort richtig heftig. Das wurde auch im Stadion selbst nicht besser und ihre Plätze waren - natürlich - nicht überdacht. Genausowenig wie der Rasen, auf dem das Spiel stattfinden sollte. Der sah eher aus wie ein Reisfeld. Sehr feucht. Eher nass sogar. Sehr sehr nass. Da standen Leute mit Laubbläsern und versuchten das Wasser vom Rasen zu pusten, aber es zeigte sich: Wasser ist kein Laub. Das Ende vom Lied war auch das Ende vom Spiel und das bevor es überhaupt anfing: es wurde abgesagt. Der Nachbar nebst Kumpels zog in einer großen Karawane zu den Parkplätzen, denn es wollte alle nach Hause ins Trockene und wo viele Menschen nahezu zeitgleich dasselbe auf relativ engem Raum wollen, kommt es zu Verzögerungen. Auch bei der Abfahrt. Immerhin waren die Autobahnen mittlerweile zwar auch sehr nass, aber nicht mehr so voll wie auf der Hinfahrt. Das Auto glänzte feucht, aber sauber (da hatten die Kumpels durchaus recht), was man vom Innenraum nicht behaupten konnte. Der Weg vom Stadion zu den Parkplätzen war zwar betoniert, aber durch die Menge an Leuten, wälzte sich die Menschenmenge auch über die Wiesen links und rechts des Weges. Diese Wiese hatte in etwa die gleiche Konsistenz wie der Rasen im Stadion. Sie waren matschig und genau das waren die Schuhe des Nachbarn und der Kumpels auch, als sie in den Wagen stiegen.
Kurz nach Mitternacht waren sie zuhause. Man darf sich gar nicht ausmalen, wie spät das geworden wäre, hätte das Spiel stattgefunden. Hat es aber nicht und so ist der Nachbar heute morgen zwar etwas genervt, aber pünktlich und einigermaßen auf dem Weg zur Arbeit. Hoffentlich hat er dort heute keinen allzu stressigen Tag.

referral   ... link (0 Kommentare)   ... comment